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Der deutsche Jamie Cullum

Luca Sestak
Luca Sestak for Sony (Greg Hohenberg)

Luca Sestak ist ein Phänomen – dabei hätten wir den 25-Jährigen beinahe an die Maschinenbauer verloren.

Luca, du bist einer der ersten YouTube-Stars: Vor nun schon etwa 15 Jahren hast du mit großem Erfolg Videos hochgeladen, in denen du als Zehnjähriger sehr komplexe Boogie-Woogie-Nummern am Klavier spielst.

Luca Sestak: Lustigerweise habe ich trotz dieses damals ja eigentlich sehr jungen Kanals zunächst vor allem Reaktionen von Leuten bekommen, die mit dieser Musik aufgewachsen sind. Erst in den letzten Jahren haben sich auch verstärkt Jüngere bei mir gemeldet, die Boogie-Woogie für sich neu entdeckt haben.

Dank der Videos hast du drei Alben aufgenommen und bist mehrmals durch die USA und sogar durch China getourt. Warum hast du trotzdem erst Maschinenbau in Karlsruhe studiert und bist nicht gleich an die Popakademie gegangen?

Sestak: Tatsächlich interessiere ich mich sehr für Technik. (lacht) Das war wohl schon die Stimme der Vernunft und ein bisschen auch die Stimme meiner Eltern, auch wenn die mich immer sehr mit meiner Musik unterstützt haben.

Wenn man den Texten deiner neuen Platte glauben darf, bist du ja generell eher der unentschlossene Typ.

Sestak: Schon. Besonders beim Essen ist es schlimm. Frag mal meine Freundin, wie lange man mit mir diskutieren kann, ob es nun Pizza oder Burger werden sollen.

Musikalisch ist „Right or wrong“ allerdings ein radikaler Neustart. Du arbeitest viel mit modernen Popsounds sowie Neosoul – und vor allem singst du jetzt auch.

Sestak: Eigentlich wollte ich einen fließenden Übergang von meiner Jazz- und Boogie-Woogie-Vergangenheit. Sie ist auch schon noch da, aber im Rausch des Neuen habe ich wohl ein Album übersprungen.

Kostet es Mut, mit dem Texten mehr von deiner Persönlichkeit zu zeigen und den Ganzkörper-Entertainer zu geben?

Sestak: Musik mit Texten ist wie Sich-Ausziehen. Ich reiße alles von mir, und dann stehe ich da und denke: Hoffentlich finden das jetzt mehr Leute gut als schlecht. In Bezug auf Datenschutz sind Songs sowieso eher kritisch zu sehen: Man erzählt so viel Persönliches, was man auf Instagram niemals posten würde. Paradoxerweise freut man sich dann umso mehr, je mehr Leute sich das anhören. Und das hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass es mit einer größeren Zuhörerschaft ja auch schon wieder ein Stück weit unpersönlicher wird.

Luca Sestak: „Right or wrong“ im Stream hören

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