In „Berlin – New York“ spiegelt Lyambiko kulturellen Austausch wider
Für Lyambiko nahm in Berlin alles seinen Anfang. Doch für ihr neues Album zum ersten Mal auf Deutsch zu singen, war schwerer als gedacht.
Lyambiko, dein neues Album „Berlin – New York“ basiert auf der Biografie von Marie Nejar. Wie hat das angefangen?
Lyambiko: Für mein Album „Love Letters“, bin ich auf einen wundervollen Jazzsong gestoßen, der mich sehr berührt hat: „Answer me my Love“. In seiner ursprünglichen Fassung heißt das Stück „Mütterlein“, eine Komposition von Gerhard Winkler. Während der Tourvorbereitungen zu „Love Letters“ gab mir dann ein langjähriger Freund Marie Nejars Biografie zu lesen. Sie ist als Tochter eines Seemanns aus Ghana und einer farbigen Deutschen in Hamburg aufgewachsen, im damaligen Nazideutschland. Später wurde sie unter dem Pseudonym Leila Negra ein Schlagerstar, und eines der Stücke, die sie sang, war „Mütterlein“. Ihre Biografie ist für mich als Afrodeutsche sehr interessant, da ich mich seit dem Kindesalter mit dem Thema Identität beschäftige. Wieder auf dieses Stück zu stoßen, inspirierte mich dazu, mich noch mehr mit der Musik deutscher Komponisten dieser Zeit zu befassen.
Hast du einen persönlichen Bezug zu Berlin und New York?
Lyambiko: Nun, ich habe lange Zeit – meine prägenden Jahre – in Berlin gelebt. Man könnte sagen, Berlin ist der Geburtsort von Lyambiko, der Jazzsängerin. Ich fühle mich der Stadt auf ewig verbunden. Sie ist ein kultureller Schmelztiegel, wie auch New York. Der Albumtitel „Berlin – New York“ spiegelt für mich den kulturellen Austausch der Nationen wider. Diesen finden wir oft in deutschen Coverversionen amerikanischer Songs von den Comedian Harmonists, aber auch in den Biografien einiger Komponisten des „Great American Songbook“.
War es eine Herausforderung, diese Stücke so modern klingen zu lassen?
Lyambiko: Für mich sind diese Stücke zeitlos, die Themen und die geschichtlichen Hintergründe sind auch heute aktuell. Viele der Stücke stammen aus einer Zeit, in der Menschen ihrer Abstammung wegen gezwungen waren zu emigrieren. Darunter waren eben auch Musiker, die sich in Amerika ein neues Leben aufgebaut und die dortige Musikszene bereichert haben.
„Berlin – New York“ ist auch das erste Album, auf dem du auf Deutsch singst, Lyambiko, oder?
Lyambiko: Es ist seltsam, aber ich hatte das Gefühl, eine Hürde überwinden zu müssen, als ich die ersten Stücke auf Deutsch gesungen habe. Überhaupt erst einmal die eigene Stimme in der eigenen Sprache zu finden, stellte sich als die größte Herausforderung dar. Ich habe mir immer wieder gesagt, dass Deutsch doch schließlich meine Muttersprache ist!
Höre hier in „Berlin – New York“ rein.