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„MAGNOLIA (The Bauhaus Tapes)“ von Jules Ahoi: Saltwater Folk weicht Artfolk

Jules Ahoi - _MAGNOLIA (The Bauhaus Tapes)_ - ALBUM - Cover Artwork

Für sein neuestes Album „MAGNOLIA (The Bauhaus Tapes)“ hat sich der wasserliebende Folk-Indie-Sänger diesmal fernab von Möwengeschrei zurückgezogen: In ein Meisterhaus direkt am Bauhaus-Museum in Dessau. Was ist herausgekommen?

Nicht nur das Ahoi in seinem Künstlernamen stand in der Vergangenheit sinnbildlich für den Meeresbezug, den Jules Ahoi seit Beginn seiner Karriere. Songs wie „To the Sea“, „Salt and Sun“ oder „Denmark“  sprechen gemeinsam mit seinem unsteten Vanlife als Surflehrer eine eindeutige Sprache. Klarer Fall – diese Musik ist wie gemacht für Stunden an der See, wo alles ein bisschen salziger schmeckt und die Tage geprägt sind von heißem Sand, Wind und Wellen. Doch ganz so klar ist der Fall bei näherem Hinsehen dann doch nicht, denn immer wieder in seiner fast zehnjährigen Karriere hat der Wahlkölner seine verträumte Einordnung der Welt weiter mehr als nur durch Salzwasser-Geschichten durchschimmern lassen.

Auf seinem neuesten Album „MAGNOLIA“ verschlägt es den 34-Jährigen aber nicht wieder in Richtung Wasser, nein,  stattdessen führt ihn sein Weg fernab von der Küste und tief ins Landesinnere. Der Albumtitelzusatz „(The Bauhaus Tapes)“ gibt weiteren Aufschluss, wohin ihn sein Van dieses Mal gefahren hat: Sachsen-Anhalt, genauer: Dessau, ist das Ziel für dieses Projekt gewesen. Mitsamt einer im Sperrmüll aufgegabelten Schreibmaschine zieht er sich beinahe einsiedlermäßig in das Meisterhaus von Lázló Moholy-Nagy unweit des Bauhaus-Areals und lässt erst einmal alles auf sich wirken. Kunstformen verweben sich zu einem, manche Disziplinen werden hinzugefügt, manche entfernt, Songs entstehen und landen direkt wieder zusammengeknüllt im Papierkorb: Es muss ein intensiver Prozess gewesen sein, diesen Monat in der Residenz zu verbringen und diese ungefilterte Schaffenskraft so eindringlich auf sich wirken zu lassen, um am Ende selber etwas in den Händen halten zu können.

Herausgekommen aus diesem Ein- und vor allem tiefe Abtauchen in die weltweit bekannte Designschule ist ein knapp halbstündiges Album. Aufgeteilt in drei Akte verbindet Ahoi auf „MAGNOLIA“ eine Menge Instrumente, die sich durch das zehn Tracks starke Album ziehen und den Unterbau für seine melancholische Klänge liefern. Fängt er auf „Alesund“ noch zumindest thematisch wieder in Richtung Wasser an, so entfernt er sich recht schnell im Verlauf des Albums von der Küste und entdeckt in der bauhausschen Transdisziplinität neue Pfade: Hier ein bisschen Indie, dort ein bisschen Folk, hier wieder ein wenig Alt-Pop. Zusammen vermischt ergibt sich ein Genre, das er selber als Artfolk betitelt und Fernweh, Melancholie und gleichzeitige Leichtfüßigkeit auch abseits des Surfbretts vermittelt – nämlich unterm Magnolienbaum im Garten des Bauhaus-Museums.

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