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Matana Roberts: Dem Zyklus entkommen

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(Bild: Anna Niedermeier)

Mit einem Langzeitprojekt erforscht Matana Roberts die Schattenseiten der US-Geschichte – hätte aber selbst nie geahnt, wie relevant die auf einmal sind.

Matana, dein neues Album erzählt die Geschichte einer Frau, die an einer verbotenen Abtreibung stirbt. Die Frau ist eine Vorfahrin von dir. Wie hast du erstmals von ihr erfahren?

Matana Roberts: Das ganze „Coin Coin“-Projekt ist von meinem Interesse an amerikanischer Geschichte inspiriert. Dafür nutze ich die Geschichte meiner Familie als Einstieg. In meiner Familie wird viel darüber geredet, ich habe schon als Kind davon erfahren. Viele dieser Geschichten sind sehr ungewöhnlich, und ich wollte einen Weg finden, sie zu teilen.

Was ist die Bedeutung des Liedes „All the pretty Horses“, das auf dem Album immer wieder als Refrain auftaucht?

Roberts: Es ist ein altes Schlaflied, das Sklavinnen auf den Plantagen ihren Kindern vorgesungen haben – ein wunderschönes Lied. Ich habe es allerdings ein bisschen verändert, damit die Lyrics besser zum Thema passen.

Viele Jahrzehnte später gibt es plötzlich wieder illegale Abtreibungen in den USA …

Roberts: Als Schüler:in der Geschichte habe ich begriffen, dass sich alles in Zyklen bewegt. Und oft wiederholen sich dabei Themen, was unglaublich schmerzhaft sein kann. Zwar finden Leute immer einen Weg, zurechtzukommen. Aber am Ende geht alles wieder von vorne los, oder der Zyklus wiederholt sich woanders. Es fühlt sich dann so an, als wären unsere Kämpfe sinnlos gewesen. Durch die Covid-Ära hat sich viel verändert, die Leute sind nervös, haben viel verloren und wünschen sich, zumindest irgendetwas kontrollieren zu können.

War es für dich als nichtbinäre Person schwierig, sich in die Perspektive einer Frau zu versetzen, vor allem, weil es so stark um klassische Rollenzuschreibungen geht?

Roberts: Ich bin queer, aber nicht vom Frausein getrennt. Ich habe mich nie komplett als Mann oder Frau gefühlt, aber ich wurde als Mädchen und zur Frau erzogen und bin stolz auf meine weiblichen Aspekte. Meine Queerness hat nicht so viel mit Sexualität zu tun, sondern mehr mit der Freiheit, mich nicht von den Erwartungen anderer einengen zu lassen, die denken, ich sollte mich aus biologischen Gründen auf bestimmte Art verhalten.

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