Max Goldt: Er liest und liest und liest
Gut, vor zwei Monaten hat Max Goldt gemeinsam mit Stephan Katz das schmale Bändchen „Väter im Türspalt“ veröffentlicht mit den doppelseitigen Comics der letzten beiden Jahren aus dem Satiremagazin Titanic, denen beide noch weiteres Material hinzufügten: Katz als Zeichner und Max Goldt als Texter. Aber sonst? Sammlungen von Kolumnen? Seit Jahren Fehlanzeige. Statt dessen kam vor genau einem Jahr die Doppel-CD „Genieß deinen Starrsinn an der Biegung des Flusses“ heraus, mit wenigen aktuellen Texten genauso wie mit 30 Jahre alten Kolumnen. Goldts vor Jahren schon öffentlich benannte Schreibblockade, von der wohl das Texten von Comics nicht betroffen ist, bewirkte, dass der Autor seit geraumer Zeit keine regelmäßige Kolmune mehr schreibt. Umso erstaunlicher ist die Treue seiner Fans. Dass Goldt jahrzehntealte Kolumnen heute noch vor ausverkauftem Haus lesen kann, liegt sowohl an der Zeitlosigkeit seiner Themen und Alltagsbeobachtungen als auch an der geschliffenen, humorvollen Sprache, die der Autor perfekt beherrscht und die aus Banalitäten des Alltags Perlen für die Ewigkeit macht.
Max Goldt strich in den 199ern mit Kollegen wie dem 2019 verstorbenen Wiglaf Droste und Gerhard Henschel in Berlin um die Häuser, was vor allem in Henschels Familienromanserie immer wieder in der Handlung auftaucht. Anfang Oktober nahm Goldt in Baden-Baden den Jakob-Grimm-Kulturpreis Deutsche Sprache entgegennehmen. Der Preis wird jährlich für „beispielhafte Verdienste bei der kreativen Weiterentwicklung unserer Sprache und phantasievolle Beiträge zur Erweiterung ihres Funktionsspektrums“ verliehen.