Geniale Dilettanten
In seinem Berlin-Krimi „Die Kobra von Kreuzberg“ feuert Michel Decar ein ganzes Magazin voller irrwitziger Einfälle ab.
Zum Fenster rein, etwas Olivenöl und Nussschokolade dabei, zum Fenster raus, Einzelticket für die U6: In die Nationalgalerie einbrechen ist doch kein Ding. Jetzt muss aber ein richtig fetter Coup her! Beverly Kaczmarek denkt futuristisch, erstellt Nonsens-Listen sowie Plan A und Plan B für „Operation Q“. Bei der geht’s um 16 Beine, fünf Köpfe und zwei Flügel. Um die Quadriga vom Brandenburger Tor zu mopsen, braucht sie 3000 Tischtennisbälle, 50 Meter Blitzableiterdraht und einen Fahrplan für Spionagetunnel. Mit dabei und leicht daneben: Dragan, Maximow und Serge (Sternzeichen: Pfeife), die sich gegenseitig auf den Füßen stehen und über ihre Sätze stolpern. Kommissar Hotfilter und Polizeipräsident Schulz-Lamar sind nah dran, versagen aber im kürzesten Verhör der Kriminalgeschichte, bevor sie sich in der Spirale des Irrsinns nur noch um sich selbst drehen. Was für eine wunderbar anarchische Räuberpistole: Michel Decar feuert sie mit Irrwitz und einem Magazin voller abstruser Einfälle ab. Wie schon beim Vorgänger „Tausend Deutsche Diskotheken“ knallt Michel Decar Gaga-Dialoge raus, jagt seine genial dilettantische Gaunerbande wie Querschläger durch die Gegend, bis er schließlich dem Chaos endgültig freien Lauf lässt. In Berlin wundert sich über all das ja eh mal wieder keiner …