Miley Cyrus: „Plastic Hearts“ und die Kunst der Verwandlung
Miley Cyrus spielt auf ihrem neuen Album „Plastic Hearts“ mit arenatauglichem Stadionrock – was jedoch weniger gewagt ist, als es auf den ersten Blick scheint.
Miley Cyrus hat sich als stilistisches Chamäleon bewiesen, seitdem sie sich von ihrem Disney-Image und dem Countrypop-Sound ihrer frühen Platten entfernt hat. Nun erscheint, nachdem die Popmusikerin ihren ursprünglichen Plan verworfen hat, letztes Jahr drei EPs zu veröffentlichen, ihr neues Album „Plastic Hearts“. Hört es euch unten auf unserer Seite im Stream auf Spotify an.
Beachtlich ist bei „Plastic Hearts“ vor allem die Featurelist, die jetzt den Eindruck bestätigt, den vorab schon die Single „Prisoner“ mit Dua Lipa gemacht hat: Miley Cyrus zieht es in die 80er. Doch während die meisten ihrer Pop-Kolleg*innen (etwa Kylie Minogue) ihre Inspiration vor allem aus der Synthpop- und Disco-Ecke ziehen, setzt Miley auf arenatauglichen Stadionrock und Gastbeiträge von Billy Idol und Joan Jett.
Das geht sich natürlich besonders mit dem Imagewechsel aus, den Miley seit den Disney-Channel-Tagen vollzogen hat: Weg vom braven All-American-Popstar, hin zu jugendlichem Ungestüm. Fluchen, Queerness, Drogen. Geil! Doch wo die Sängerin etwa auf „Bangerz“ noch ganz offensichtlich HipHop-Affinität zur Schau stellte, ist diese nun so gut wie nicht mehr aufzufinden.
Kein Wunder, denn all die verschiedenen Stile, die Miley durchexerziert, sind immer nur Anverwandlungen von Genre-Markern gewesen. Im Kern bedient Miley immer noch ein Pop-Publikum, daran hat sich seit den Tagen von Hannah Montana nicht viel geändert.
Das ist ein zweischneidiges Schwert: Zum einen bedeutet das natürlich, dass sich Miley weiterhin in vertrautem Terrain bewegt. Keines ihrer stilistischen Experimente ist bisher wirklich schlecht gewesen, was Miley Cyrus eben auch zu einer der spannenderen Figuren des derzeitigen Pop-Mainstreams macht. Zum anderen lässt sich jetzt über „Plastic Hearts“ auch nicht viel mehr sagen als damals über „Bangerz“: Schlussendlich eine okaye Pop-Platte, die sehr viel weniger wagt, als sie von sich selbst zu behaupten scheint.