„Miroirs No. 3“: Laura, Betty und das Klavier

Christian Petzold bringt mit „Miroirs No 3“ einen Film in die Kinos, in dessen Mittelpunkt Menschen mit stark versehrten Seelen stehen und die einander für eine bestimmte Zeit Stütze sein können.
Regisseur Christian Petzold sagt im Statement zu seinem Drama „Miroirs No 3“, Kleist zitierend, in einem schützenden Torbogen, wenn man darunter steht und hinaufblickt, herabgestürzte, ineinander verkeilte Steine. Der schützende, stabile Torbogen ist also letztlich das Ergebnis eines Unglücks. Petzold hat dieses Bild in „Miroirs No 3“ so sensibel wie gut umgesetzt.
Laura (Paula Beer) steht von der ersten Sekunde des Films neben sich. Als sie mit ihrem Freund und einem befreundeten Paar wie verabredet zum Segeln mit an die Ostsee fahren soll, ist sie innerlich überhaupt nicht dabei. Was mit Laura ist, erfahren wir nicht, nur: Es steht nicht gut um die junge Frau, die an der Universität der Künste in Berlin Klavier studiert. Dann passiert ein Unglück, und die traumatisierte Laura kommt bei der ebenfalls unglücklichen Betty unter, die an der Landstraße wohnt, auf der Laura schon zwei Mal vorbeigefahren ist. Zwischen Laura und Betty entwickelt sich ein Band, das nicht unproblematisch ist: Betty benennt Laura gegenüber weder einschneidende Erlebnisse in der Vergangenheit, noch sagt sie ihr, warum sie Laura so bereitwillig bei sich aufnimmt. Als Bettys Ex-Mann Richard (Matthias Brandt) und ihr Sohn Max (Enno Trebs, beide auch in Petzolds Film „Roter Himmel“) zu Besuch kommen, wird die Situation zunächst noch mysteriöser, vor allem, als Laura ihnen auf dem verwaist im Haus sehenden Klavier ein Stück vorspielt und die drei Zuhörenden bis zum Weinen ergriffen sind. Doch das ist nur eine Momentaufnahme, die Situation wird später noch regelrecht explodieren. Christian Petzold („Undine“) hat mit „Miroirs No 3“ einen Film gedreht, der ausschließlich von Menschen mit nicht verheilenden seelischen Wunden zusammenbringt. Ganz feinfühlig zeigt er sowohl Annäherung und gegenseitige Unterstützung auf als auch die Genzen bei diesem Versuch, einander Stütze zu sein. Dass Petzold am Ende auf ein deutlich gezeichnetes Happy End verzichtet, tut dem Film absolut gut. Näheres dazu, aber auch zur Arbeitsweise des Regisseurs, zum Klima am Set und zu den Möglichkeiten der Improvisation beim Dreh können Sie im Interview lesen, das kulturnews mit Barbara Auer gefüht hat.