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Neuer „Superman“ gegen Musk und Trump? Ganz so einfach ist es nicht

„Superman“ läuft jetzt im Kino.
Superman (David Corenswet) (© 2025 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved. TM & © DC)

„Superman“ kehrt zurück und schließt an seine Kino-Anfänge an. Gut so, denn wir brauchen ihn heute dringender denn je.

„Superman returns“: Als sich Christopher Reeve 1978 den blauen Anzug mit dem roten Umhang und dem roten „S“ auf der Brust überzog, war das der erste Superheldenfilm des modernen Kinos, viele weitere folgten. Nun schließt Regisseur und DC-Studio-Leiter Peter Gunn an diesen zuversichtlichen, leichten und menschlichen Reeves’schen Superman an, Nachdem es zuvor Überlegungen gab, Superman von einem schwarzen Darsteller verkörpern zu lassen, wird der Mann aus Stahl nun von David Corenswet (Kinofilm „Twisters“, Netflix-Serie „Hollywood“) gespielt, seine große Liebe, die Reporterin Lois Lane, von Rachel Brosnahan aus der Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“ und Film „I’m your Woman“.

„Superman“ läuft jetzt im Kino.
Lex Luthor (Nicholas Hoult) hat es auf Superman abgesehen. Foto: © 2025 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved. TM & © DC

Das Reboot des Superman-Stoffes kam für einige überraschend, hatte sich Henry Cavill in der Filmen unter der Regie von Zach Snyder von 2013 bis 2021 doch durchaus die Zuneigung der Superman-Fans erspielt. Snyders Superman aber war eine gottähnliche Figur, ernst und unnahbar, die Filme düster. Gunn, der mit den drei erfolgreichen „Guardians of the Galaxy“-Filmen für die Marvel Studios schon bewiesen hatte, dass er epische Superhelden-Geschichten mit lockerem Ton erzählen kann, wollte einen anderen Superman. Einen Helden, der die Verkörperung von Wahrheit, Gerechtigkeit und des American Way of Life ist, geleitet von Menschlichkeit und Freundlichkeit in einer Welt, die Freundlichkeit als altmodisch ansieht. In den sehr unfreundlichen, ungerechten USA, wo die Wahrheit jeden Tag mehr stirbt und der amerkanische Weg zunehmend außer Sicht gerät, ein sehr zeitgemäßer, spannender Ansatz.

In „Superman“ von 2025 ist Clark Kent erst seit drei Jahren Superman, natürlich auch Reporter beim Daily Planet in Metropolis, und nur seine Kollegin und Freundin Lois Lane weiß von seiner geheimen Identität. Regelmäßg kabbeln sich die beiden, bei der Arbeit aus Spaß, weil Clark immer sonderbar exklusive Interviews mit Superman führt, privat als Paar über die Schwierigkeiten, die Clarks Doppelexistenz und sein Handeln als Superheld mit sich bringen.

„Superman“ läuft jetzt im Kino.
Lois und Clark in der Redaktion des Daily Planet. Foto: © 2025 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved. TM & © DC

Statt wie in den meisten „Superman“-Filmen zuvor ist Clark nicht alleine in seinem Kampf gegen Superschurken wie Ultraman und The Engineer (María Gabriela de Faría), sondern weitere Superhelden stehen an seiner Seite: Die Justice Gang aus Guy Gardner/Green Lantern (Nathan Fillion) Hawk Girl (Isabela Merced) und Mister Terrific (Edi Gathegi), und auch Superhund Krypto ist mit dabei, auch wenn der sich eher wie Hulk aus dem Marvel-Universum benimmt. Gunn hat in den „Guardians“-Filmen und in „The Suicide Squad“ (2021) ja schon gezeigt, was er aus Team-Konstellationen mit unterschiedlichen Charakteren an Unterhaltung herauszukitzeln vermag. Die anderen Superhelden betrachten den jungen Kollegen als naiv, weil es ihm darum geht, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Superman sieht sich allgemein viel Kritik gegenüber: Weil er die Invasion des Landes Boravia gegen das Nachbarland gestoppt hat, wirft man ihm vor, illegal in die Kriegszone eingereist zu sein, als Repräsentant der USA gehandelt und mehr Probleme verursacht als gelöst zu haben. Ja, Superheld sein, war früher auch mal unkomplizierter; sich über das Gesetz zu stellen und ohne stichhaltige Beweise zu handeln, kommt 2025 nicht mehr so gut an.

Supermans Erzfeind, der mächtige Industrielle Lex Luthor (Nicholas Hoult, „Nosferatu – Der Untote“), ist mächtig eifersüchtig auf den stählernen Mann, will ihn um jeden Preis töten und hetzt die Öffentlichkeit gegen ihn auf, von ihm selber mit Headset und Start-up-artigen Helfern orchestriert aus einer Art Newsroom zwischen den zwei Wolkenkratzern seines Firmenimperiums. Zudem verschafft sich Luthor Zugang zu Supermans Safe Space, der Festung der Einsamkeit in der Arktis, und findet dort etwas, was seinen Gegner potenziell vernichten kann .…

James Gunn holt den alten Superhelden-Stoff in die digitale Gegenwart: Totalitär handelnde Tech-Mogule wie Zuckerberg, Bezos und vor allem Musk fließen in seine Version von Lex Luthor ein, der auch noch Ähnlichkeiten hat mit dem frauenverachtenden Influencer-Chauvi und Manosphere-Idol Andrew Tate. Bildmedien und Nachrichten sind allgegenwärtig und berichten auf großen öffentlichen Leinwänden gefühlt nur Sekunden, nachdem etwas passiert, Luthors Frendin knipst ununterbrochen Selfies und füttert damit ihre Timeline. Die Aggressionen und der Irrsinn der sozialen Medien werden wortwörtlich mit tierischem Wahn betrieben. Wer sich kritisch äußert, landet in einem Spezialgefängnis – wie der Film sowieso von Trump und Konsorten handelt, ohne konkret von Trump und Konsorten zu handeln, bis hin zu Putins Überfall auf die Ukraine und Trumps Rohstoffdeal mit dem attackierten Land. Die Welt, so muss auch Superman feststellen, ist nicht so einfach mit dem unbedingten Willen zum Guten zu befrieden. Er besinnt sich trotz heftigstem Gegenwind und ordentlich Prügel auf seine irdische Herkunft als Clark Kent auf dem Land bei seinen Pflegeeltern. Auch vom ihm eigentlich zustehenden gottgleichen Status aufgrund seiner Unbesiegbarkeit lässt er sich nicht einfangen – und rettet im Kampf gegen ein riesengroßes Monster auch ein kleines Eichhörnchen vor dessen gigantischen Füßen. Jedes Leben ist wertvoll, jedes Leben zählt. Der neue Superman ist dahingehend ein Held für unsere Zeit, in der klassische, humanistische Tugenden sich gegen die Untugend der Bösen auflehnen müssen.

„Superman“ läuft jetzt im Kino.
von links: Green Lantern, Hawk Girl und Mister Terrific Foto: © 2025 Warner Bros. Ent. All Rights Reserved. TM & © DC

Auch ästhetisch ist das hier eine ganz andere Welt als die immerzu dunkle Superheldenwelt der früheren DC-„Superman“-Filme. Wo dort oft jegliches Tageslicht wie verschluckt schien, orientiert sich Gunn an den Farben der Comics: Hier erscheint alles in herrlichstem Himmelblau und Wolkenweiß, Frischobstorange und Supermanrot, alle Farben sind wie durch einen Verstärker getrieben. Keine Frage: „Superman“ soll ein hoffnungsvoller Film sein. Und einen solchen können wir derzeit auch wirklich gut gebrauchen.

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