„Nova“ von Fabio Bacà
Mit „Nova“ erzählt Fabio Bacà eine leidvolle wie fesselnde Geschichte über die Unkontrollierbarkeit von Gewalt.
Mit seinem Roman „Nova“ geht Fabio Bacà der polarisierenden Frage nach legitimer Gewalt nach.
„Nova“ von Fabio Bacà ist unsere Buchempfehlung der Woche.
Dass die Frage nach legitimer Gewalt polarisiert, zeigen nicht nur Fälle wie Will Smiths Ohrfeige bei den Oscars, sondern umso mehr die aktuellen Debatten um die Neudeutung pazifistischer Ideale. Ein Grund dafür ist das bürgerliche Nichtbewusstsein übers eigene Privileg, nicht von Gewalt betroffen zu sein. Und so fällt auch Fabio Bacàs Protagonist, der angesehene Neurochirurg Davide, aus allen wohlsituierten Wolken, als er mitansehen muss, wie seine Frau und sein Sohn von einem betrunkenem Mann bedrängt werden. Doch anstatt einzuschreiten, hält Davide lieber sicheren Abstand. War sein pazifistisches Wesen bloß eine lebenslange Ausrede für fehlende Courage? Als Davide beschließt, mit der Hilfe eines befreundeten Mönches die Gewalt in sein Leben zu lassen, wird der Vorfall zum Wendepunkt seines beschauliches Lebens.
Bacà weiß um die tragische Komik dieses absurden Entschlusses und sorgt mit wechselnden Perspektiven der Familienmitglieder dafür, dass „Nova“ nicht zur Huldigung problematischen Mackertums verkommt. Im Gegenteil: Die von Davide ausgelöste Gewaltspirale steuert geradewegs auf eine Katastrophe zu, die sich weder mit neurowissenschaftlichen Begriffen noch mit spiritueller Kraft verhindern lässt. Und so entsteht eine leidvolle wie fesselnde Geschichte über die Unkontrollierbarkeit der Gewalt und unsere Pflicht, über ihre Auslöser ins Gespräch zu kommen.
Hat es Fabio Bacà mit „Nova“ auf unsere Liste der besten Bücher im Dezember 2023 geschafft?