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„Obwohl ich dich liebe“: Thriller voller Twists auf Arte

Obwohl ich dich liebe Amour fou Arte Arte-Mediathek
Rebecca hat viele Geheimisse vor ihrem Mann, auch, dass sie bisexuell ist, sagt sie ihm nicht. Der Dreiteiler „Obwohl ich dich liebe“ läuft auf Arte und kann in der Arte-Mediathek gestreamt werden. (Foto: © Caroline Dubois)

Drama oder Thriller? Auf Arte und in der Arte-Mediathek läuft die französische Miniserie „Obwohl ich dich liebe“, im Original „Amour fou“, mit Clotilde Hesme in der Hauptrolle der Rebecca.

In der Arte-Mediathek und eine Woche später auf Arte startet die französische Miniserie „Obwohl ich dich liebe“. Im Mittelpunkt des Dreiteilers steht die Ärztin Rebecca, in deren Zweierbeziehung es –harmlos ausgedrückt – eskaliert, als gegenüber der Bruder ihres Mannes Romain einzieht.

„Obwohl ich dich liebe“: Sagt der Originaltitel „Amour fou“ mehr?

Dass die Ärztin Rebecca (Clotilde Hesme, „Lupin“, „Nona und ihre Töchter“) nicht das ausgeglichenste Wesen ist, erfährt man gleich in den ersten Sequenzen, als sie vom Einkauf nach Hause kommt und in der Wohnstraße mit harten Gegenständen beschossen und auch am Kopf getroffen wird. In der Wohnung angekommen beginnt sie alles zu verriegeln und die Person, die sie bis zum offenen Garagentor verfolgt, mit einem Stemmeisen zu bekämpfen. Dann wacht Rebecca auf, sie liegt in der Badewanne, das Wasser ist immer noch dampfend heiß. Allerdings: Der Umzugswagen vor dem Haus gegenüber steht wie schon im Traum immer noch auf der Straße, als sie sich anzieht. Der LKW blockiert ganz frech die gesamte Straße, obwohl genug Platz am Rand zum Parken vorhanden wäre. Drüben zieht ihr Schwager Mickaël (Finnegan Oldfield („Final Cut of the Dead“, „Kein Lebenszeichen“), ein alkohlkranker, sexistischer und cholerischer arbeitsloser Schauspieler, mit seiner Freundin Emilie ein. „Obwohl ich dich liebe“ beginnt latent als Thriller, scheint in der Tiefe aber ein brutales Drama zu sein.

Doch ist ihr Mann Romain (Jérémie Renier, „Der andere Liebhaber“, „November“) viel besser? Sie wollen beide ein Kind, und er überwacht deshalb zwanghaft ihren Eisprung und kommt zwischen zwei Meetings auf einen für sie völlig frustrierenden Befruchtungsfick zu seiner gestressten Frau nach Hause, die seine übergriffige Führsorge als vulgär empfindet. Regisseur Mathias Gokalp lässt immer wieder Gewalt in die Handlung einfließen wie schon im Traum gleich zu Beginn, aber auch später, als eine neue Szene mit dem Köpfen und Ausnehmen einer Wachtel beginnt: Rebecca bereitet sie zu, weil sie sich bei Mickaël und Emilie zum Essen treffen werden. Dort verkündet Mickaël, dass seine Kette rauchende und Wein trinkende Freundin schwanger ist. Der Abend endet in Streit und Gewalt, als Mickaël Emilies Nachspeise nicht schmeckt. In der gleichen Nacht kippt das Drama endgültig in einen Thriller mit fulminantem Twist zum Ende der ersten Folge, der in Folge zwei mit einer Rückblende um rund 20 Jahre (noch) nicht annhähernd aufgelöst wird. Da verliert ein Mädchen namens Louise seine Eltern, als ein Schuljunge – es ist wahrscheinlich der junge Mickaël – einen Stein in die Windschutzscheibe von deren Auto wirft. Welche Geheimnisse hat Rebecca,  und zwar selbst vor ihrem Mann? Ist sie das Waisenkind Louise? Ja, einige weitere Zeitsprünge legen das nicht nur nahe. Nur ihr Mann, den sie als Klinikärztin kennenlernt, weiß es nicht. Dabei hat er sie doch auf dem Schulhof gegen andere Junge verteidigt. Doch das ist der Anfang aller Geheimnisse, die Rebecca insgesamt ausmachen. Bestens ausgeleuchtete Charaktere des Dreiteilers „Obwohl ich dich liebe“ – im Original heißt der Thriller bezeichnenderweise „Amour fou“ –, gut platzierte Geheimnisse und psychologisch glaubwürdige Eskalationen im Zwischenmenschlichen verbinden sich mit einem düster-guten Score und einem perfekt gesetzten Schnitt der Szenen. Dass Special Effects an möglichen Stellen dem finanziellen Rotstift zum Oper fielen, ist absolut vernachlässigbar.

 

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