„Oh Boy – Männlichkeit*en heute“
Einer der Herausgeber von „Oh boy – Männlichkeit*en heute“ beschreibt, wie er zum Täter eines sexuellen Übergriffs wird – und ignoriert den Wunsch der Betroffenen, den Text nicht zu veröffentlichen.
Schade ist bei der ganzen Angelegenheit auch, dass die größtenteils sehr lesenswerten Beiträge in „Oh Boy – Männlichkeit*en heute“ von Autor:innen wie Kim de l’Horizon, Kristof Magnusson, Daniel Schreiber und Mithu Sanyal untergehen.
„Eine Geschichtensammlung, in der sich die Beitragenden bei größtmöglicher Freiheit, auch in sprachlicher Hinsicht, dem Thema Männlichkeit annähern“, so formulieren die Herausgeber Valentin Moritz und Donat Blum im Vorwort die Zielsetzung ihres Debattenbuchs „Oh Boy – Männlichkeit*en heute“. Doch ausgerechnet Moritz überstrapaziert diese Freiheit und nimmt sich zu viel Raum, da er den Band nicht nur herausgibt, sondern auch einen fragwürdigen Beitrag verfasst hat: In seinem Text „Ein glücklicher Mensch“ beschreibt er, wie er in einem Klub zum Täter eines sexuellen Übergriffs auf der Tanzfläche wird.
Das mag ein mutiger Versuch sein, die Tabuisierung von männlicher Täterschaft zu durchbrechen – allerdings ignoriert Moritz bei der Veröffentlichung, dass die Betroffene ihn im Vorfeld gebeten hat, nicht über den Vorfall zu schreiben. Erst als sie sich im Netz Hilfe sucht, reagiert der Verlag: Kanon stoppt die Auslieferung des Buchs und vertreibt alle digitalen Formate von „Oh Boy“ fortan ohne den Text von Moritz. Schade ist bei der ganzen Angelegenheit auch, dass die größtenteils sehr lesenswerten Beiträge von Autor:innen wie Kim de l’Horizon, Kristof Magnusson, Daniel Schreiber und Mithu Sanyal untergehen. Einen guten Einsteig in das Thema liefert der Band allemal, um in zukünftigen Projekten zu einer Vision von positiver Männlichkeit zu kommen.
Wer „Oh Boy – Männlichkeit*en heute“ mag, könnte sich auch für „Die Zukunft ist nicht binär“ von Lydia Meyer interessieren.