Oscars 2021: Die Gewinner*innen und unsere Prognosen
„Nomadland“ ist der große Gewinner des Abends, Anthony Hopkins überrascht, und die Oscars werden weniger weiß – wir ziehen Bilanz.
Die Oscars des vielleicht ungewöhnlichsten Filmjahres seit der ersten Zeremonie vor 93 Jahren sind verteilt. Doch auch 2021 wurde im Vorfeld gerätselt, gebangt und gehofft, wer die begehrten Statuen am Ende bekommt. Wir haben in sechs wichtigen Kategorien Voraussagen gemacht und unsere eigenen Favorit*innen nominiert. Und auch, wenn unsere Herzenskandidat*innen nicht immer gewonnen haben, so lagen wir zumindest mit unseren Prophezeiungen meist richtig.
Und das ist nicht nur für uns eine gute Nachricht, denn die Oscars waren, wie erwartet, in diesem Jahr divers wie nie: Mit Chloé Zhao ist erstmals eine Woman of Color die beste Regisseurin, und der Preis für die beste Nebendarstellerin ging an eine Koreanerin. Was auch immer man sonst aus der Pandemie-Zeit mitnehmen wird – die Ära von #OscarsSoWhite scheint endgültig vorbei. Und das allein ist ein Grund zum Feiern.
Bester Film
Die Nominierten
- „The Father“, Regie: Florian Zeller
- „Judas and the Black Messiah“, Regie: Shaka King
- „Mank“, Regie: David Fincher
- „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“, Regie: Lee Isaac Chung
- „Nomadland“, Regie: Chloé Zhao
- „Promising Young Woman“, Regie: Emerald Fennell
- „Sound of Metal“, Regie: Darius Marder
- „The Trial of the Chicago 7“, Regie: Aaron Sorkin
Favorit „Nomadland“
Unser Favorit „Minari“
Gewinner Nicht nur wir, fast alle Medien hatten es vorausgesehen: „Nomadland“ ist der große Gewinner der diesjährigen Oscars. Insgesamt hat der Film drei Auszeichnungen erhalten – dazu später mehr –, was nicht unbedingt nach viel klingt, wenn man an Werke wie „Die Rückkehr des Königs“ mit elf Siegen auf einmal denkt. Doch in dieser Nacht waren drei Goldstatuen die meisten, die ein einzelner Film gewinnen konnte, was „Nomadland“ zur erfolgreichsten Einreichung macht. Und eben auch zum besten Film, eine absolut verdiente Auszeichnung. Wir gratulieren herzlich.
Beste Regie
Die Nominierten
- Lee Isaac Chung, „Minari – Wo wir Wurzeln schlagen“
- Emerald Fennell, „Promising Young Woman“
- David Fincher, „Mank“
- Thomas Vinterberg, „Der Rausch“
- Chloé Zhao, „Nomadland“
Favoritin Chloé Zhao
Unser Favorit Thomas Vinterberg
Gewinnerin Chloé Zhao hat an diesem Abend Geschichte geschrieben. Nicht nur ist sie die zweite Frau überhaupt, die nach fast einem Jahrhundert einen Oscar als beste Regisseurin gewonnen hat. Sie ist auch die erste Woman of Color, die sich die Auszeichnung sichern konnte – und übrigens auch die erste, die überhaupt nominiert war. Damit ist Zhao endgültig in Hollywood angekommen; ihr nächstes Projekt wird allerdings in eine ganz andere Richtung gehen als ihre bisherigen Filme: Sie soll für Universal Pictures „Dracula“ neu auflegen. Aber zunächst kann sie sich über zwei Trophäen freuen. Natürlich bedeutet Zhaos Sieg auch, dass unser persönlicher Favorit Thomas Vinterberg leer ausgegangen ist – aber nicht zu leer. Denn sein Film „Der Rausch“ hat den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewonnen.
Beste Hauptdarstellerin
Die Nominierten
- Viola Davis, „Ma Rainey’s Black Bottom“
- Andra Day, „The United States vs. Billie Holiday“
- Vanessa Kirby, „Pieces of a Woman“
- Frances McDormand, „Nomadland“
- Carey Mulligan, „Promising Young Woman“
Favoritin: Vanessa Kirby
Unsere Favoritin Andra Day
Gewinnerin Der Siegeszug von „Nomadland“ geht weiter: Der dritte Oscar ging an Frances McDormand für ihre Rolle als verwitwete Fern. Für McDormand ist es insgesamt schon der vierte Gewinn bei den Academy Awards, wenn man „Nomadlands“ Auszeichnung als besten Film mitzählt. Zuvor hat die Schauspielerin 1997 für „Fargo“ und 2018 für „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ gewonnen. Unser Geheimtipp Andra Day ist nach einem Sieg bei den Golden Globes leer ausgegangen. Aber das wird sie verschmerzen können, immerhin war „The United States vs. Billie Holiday“ ihre erste Filmrolle überhaupt. Wenn die Sängerin möchte, hat sie also noch eine lange Kinokarriere vor sich.
Beste Nebendarstellerin
Die Nominierten
- Maria Bakalova, „Borat 2“
- Glenn Close, „Hillbilly Elegy“
- Olivia Colman, „The Father“
- Amanda Seyfried, „Mank“
- Yuh-Jung Youn, „Minari“
Favoritin Yuh-Jung Youn
Unsere Favoritin Yuh-Jung Youn
Gewinnerin Hier haben wir uns dem Mainstream angeschlossen und lagen damit goldrichtig. Für ihre gleichermaßen bewegende wie lustige Performance als exzentrische Großmutter Soon-ja hat Yuh-Jung Youn absolut verdient gewonnen. In Korea ist die Schauspielerin ein seit vielen Jahren bekannter Star, jetzt hat sie auch international den endgültigen Durchbruch geschafft. Mit ihrem Sieg hat Youn außerdem einen weiteren Beitrag zur Diversität der diesjährigen Oscars geleistet, denn sie ist die erste Koreanerin, die die Auszeichnung erhalten hat. Keine schlechte Leistung für eine 73-Jährige!
Bester Hauptdarsteller
Die Nominierten
- Anthony Hopkins: The Father
- Steven Yeun: Minari – Wo wir Wurzeln schlagen
- Chadwick Boseman: Ma Rainey’s Black Bottom
- Gary Oldman: Mank
- Riz Ahmed: Sound of Metal
Favorit Chadwick Boseman
Unser Favorit Riz Ahmed
Gewinner Die Oscars sind doch immer wieder für Überraschungen gut. Als Favorit galt ganz klar Chadwick Boseman, auch, weil er so überraschend verstorben ist – und damit auch keine zukünftige Chance mehr auf einen Sieg hat. Doch stattdessen hat sich Anthony Hopkins für seine Rolle als dementer Vater in „The Father“ durchgesetzt. Trotz seiner langen Karriere ist es für den Waliser „nur“ der zweite Oscar. Den ersten hat er für die Rolle bekommen, mit der man ihn bis heute assoziiert: Hannibal Lecter in „Das Schweigen der Lämmer“. Das war 1992. Wir gönnen Sir Anthony den Sieg, sind aber trotzdem traurig, dass unser persönlicher Favorit Riz Ahmed mit leeren Händen zurückbleibt.
Bester Nebendarsteller
Die Nominierten
- Sacha Baron Cohen: The Trial of the Chicago 7
- Lakeith Stanfield: Judas and the Black Messiah
- Daniel Kaluuya: Judas and the Black Messiah
- Paul Raci: The Sound of Metal
- Leslie Odom Jr.: One Night in Miami
Favorit Daniel Kaluuya
Unser Favorit Daniel Kaluuya
Gewinner Wie wir im Vorfeld klargestellt haben, war Daniel Kaluuyas Nominierung auch ein Politikum. Denn sein Film „Judas and the Black Messiah“ geht wohl zu ehrlich mit der US-amerikanischen Geschichte um, sodass die Academy ihn weder für die beste Regie noch den besten Film in Betracht gezogen hat. Und dass beide zentralen Rollen nur Nebendarsteller sein sollen, irritiert auch – wer soll denn der Hauptdarsteller gewesen sein, wenn weder Daniel Kaluuya noch sein Co-Star Lakeith Stanfield diese Funktion erfüllen? Doch immerhin hat Kaluuya letztlich den Vogel abgeschossen. Für sein Spiel als Black-Panthers-Anführer Fred Hampton hat der Brite seinen ersten Oscar erhalten. Bei allem Ärger freuen wir uns, dass die Academy diese Entscheidung getroffen hat – auch wenn Kaluuyas sehr offenherzige Dankesrede seiner Mutter nicht unbedingt gefallen hat.
Eine Liste mit allen Nominerten und Gewinner*innen findet ihr auf der Webseite der Oscars.