„Parader“ von Keaton Henson: Introvertierte Akustik
Keaton Henson überrascht auf seinem neunten Album „Parader“ mit 90er-inspiriertem Gitarrenrock, Noise-Ausbrüchen und zärtlicher Akustik.
Eigentlich gilt Keaton Henson als zurückhaltender Typ: Sein Lampenfieber hindert ihn daran, live aufzutreten, und Traurigkeit sei ein Gefühl, das er im Übermaß habe, sagt der Brite über sich. Trotzdem hat Henson es geschafft, in den letzten 15 Jahren neun Alben zu veröffentlichen. Und so richtig Trübsal bläst der 37-Jährige auf „Parader“ auch nicht. Stattdessen wird schon im Opener die Nick-Drake-Akustik von Grunge-inspirierter Schrammelei abgelöst.
Auch die weiteren Songs scheinen mehr vom alternativen Gitarrenrock der 90er als von melancholischem Folk geprägt. Vor schläfrigen D.I.Y.-Sounds und orientierungslosen Drum-Arrangements geben die Stimmen von Julia Steiner und Danielle Fricke Songs wie „Lazy Magican“ oder „Furl“ eine konsequentere Richtung. Dazwischen taumelt Henson unvorhersehbar zwischen Noise-Ausbrüchen und zärtlicher Gitarrenakustik. Erst in den letzten vier Songs gelingt ihm das introvertierte Songwriter-Gespräch, bei der sich live so gut die Feuerzeuge anzünden lassen – wenn Henson denn live aufträte.