„Parlament“ voller Vollpfosten: Finale Staffel der EU-Satire
In der vierten und finalen Staffel lugt die internationale Comedy-Produktion „Parlament“ ein letztes Mal in die Hinterzimmer der EU – und entdeckt Wundersames.
Es ist eine billige Binse und ein verhätschelnder Rhetorikkniff, gegenüber jungen Politiker:innen oder eifrigen Menschen aller Art, die noch so etwas wie eine Vision einer besseren Zukunft in sich tragen, die desillusionierende Kraft der Realpolitik als Argument zu rate zu ziehen. Und trotzdem gilt dieses Totschlagargument leider allzu häufig. Die international produzierte Comedyserie „Parlament“ (ab sofort in der ARD-Mediathek streamen) hat daraus ein ganzes Konzept gestickt, das mittlerweile drei Staffeln getragen hat und nun in der vierten und damit finalen Staffel ein würdiges Ende findet. Es hat sich aus-illusioniert.
„Parlament“: Die finale Staffel in der ARD-Mediathek
Und natürlich ist der Tatort zwischen Straßburg und Brüssel wieder derselbe: EU-Politik. Nichts ist so undurchsichtig, so vage und – seien wir mal ehrlich – uns allen irgendwie auch so egal. Letzteres schafft die Satireserie auch in dieser Staffel wieder spielerisch auf die Probe zu stellen: Ist die EU wirklich egal? Was ist eigentlich die Idee der EU? Und wieso gilt es – trotz all der ganz und ganz legitimen Kritik – an dieser festzuhalten? In den zehn neuen Folgen stehen Samy (Xavier Lacaille) zunächst alle Türen offen. Er ist nun in der Kommission, genießt sein Leben als Eurokrat und übernimmt den Vorsitz eines Gremiums mit Vertreter:innen der 27 Mitgliedsstaaten. Bloß stellt sich schnell heraus, dass all diese neuen Privilegien bloße Beschäftigungstherapie für Samy sind, damit er ja nicht aus der Reihe tanzt. Doch noch bevor ihm das selbst auffällt, ist er schon ins erste fette Fettnäpfchen getreten.
Die Absurditäten des EU-Parlaments
Derweil versuchen die Franzosen händeringend wieder einen besseren Draht zu der so schrulligen Deutschen Delegation aufzubauen. Viel mehr als Gespräche über die Widrigkeiten der eigenen Verdauung kommt dabei aber nicht zustande. Konrad (Martin Brambach) versucht als Präsident des EU-Parlaments übereifrig wahrgenommen zu werden und verzettelt sich im wahrsten Sinne. Und dann wäre da noch China. Ja, richtig China. Dessen Staatssicherheit konsequent mithört.
Die vierte Staffel der bereits mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Serie baut auf Altbewährtes: Im bissigen Ton und mit kurzen Folgen das, was wir unter Realpolitik verstehen, zu entzaubern. Heißt: die Absurditäten des EU-Parlaments und der Kommission ausstellen. Heißt: Illustrieren, dass oft eine pressewirksam abgelichtete Hand auf einer Schulter mehr Wirkungskraft hat, als 100 Beschlüsse, Anträge, Sitzungen. „Parlament“ schafft es, durch Fiktion ein greifbareres Bild des europäischen Politikbetriebs zu zeichnen, als es irgendeine Politik-TV-Show je in der Lage sein wird.