„People in Motion“ von Dayglow: Radio saved the TikTok-Star
Ausgerechnet Indiepop-Darling Sloan Struble alias Dayglow hat große Angst davor, sich im Sumpf des Internets zu verlieren.
Sloan, mit „Radio“ hast du ein unerwartetes Manifest fürs Radio auf deinem dritten Album.
Sloan Struble: Ich liebe Radio! Die Grundidee des Radios, also das Kuratieren, ist in der heutigen Zeit des permanenten Überangebots etwas total Wertvolles. Wenn ich nicht weiß, was ich hören will, hilft mir das Radio. Dort geht es um das pure Hören.
Ist das Radio mit all seinen Gatekeepern nicht auch unfair?
Struble: Definitiv. Aber ich hab’ zu Beginn meiner Karriere davon profitiert, dass kleine Untergrundsender mit mir kollaboriert haben. In solche lokalen Radiostationen zu kommen, hat zudem etwas Altbekanntes, Ursprüngliches und Schönes.
Also war Radio für dich ein Türöffner.
Struble: Schon, es hat mich davor gerettet, so ein TikTok-Typ zu werden. Ich bin zwar glücklich über den großen TikTok-Erfolg von „Can I call you tonight“, aber zur selben Zeit lief es für mich auch beim Radio ziemlich gut. Somit war das Risiko gering, mich im Internet zu verlieren.
Bei „Like she does“ singst du: „What use is a Song when I write it for no one“. Denkst du beim Texten und Produzieren immer schon die Rezipient:innen mit?
Struble: Ja, ich wollte auf dem ganzen Album direkter und nicht mehr so vage sein. Deswegen adressiere ich auf dem Album auch explizit meine Frau. So wird ein Love-Song doch viel schöner.
Das Album trieft generell nur so vor Liebe. Wie bewahrst du dir das bei all dem Unheil auf der Welt?
Struble: Ach, ich will hier gar keine Lebenstipps geben. Ich bin einfach ein junger Typ, der frisch verheiratet ist. Es ist wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass wir alle im selben Boot sitzen: Wir sind alle erstmal gleich, und du kannst jeden und alles lieben. Das hilft in Freundschaften und auch in einer Beziehung.
Dayglow: „Lass die Dinge passieren! Lass das Leben passieren!“
Trotz all der Liebe und Glückseligkeit geht’s doch aber selbst einem Dayglow mal schlecht. Der Song „Someone else“ lässt das zumindest vermuten.
Struble: Ich bin super kritisch mit mir selbst. Dieses große Happy End gibt es sowieso nicht im Leben. Aber man sollte sich jeden Tag aufs Neue fragen: Wie sollte ich heute mit mir und der Welt umgehen, um einen möglichst positiven Effekt zu erzielen?
Und die Antwort lautet?
Struble: Das wichtigste ist, sich von Ängsten und Kontrollzwängen zu befreien. Und zu sagen: Lass die Dinge passieren! Lass das Leben passieren!