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„Pfau – Bin ich echt?“: Albrecht Schuch als aalglatter Selbstoptimierer

Der Film „Pfau – Bin ich echt?“ startet jetzt in den Kinos.
Der Film „Pfau – Bin ich echt?“ startet jetzt in den Kinos. (Foto: © NGF CALA 2024)

Albrecht Schuch darf in Bernhard Wengers Satire „Pfau – Bin ich echt?“ glänzen – als glatter Perfektionist der reinen Oberfläche. Aber wer ist er wirklich? Jetzt im Kino.

Was, wenn die Lebensgefährtin einen verlässt, weil man nichts mehr ist als nur noch pure Oberfläche, ohne Charakter, ohne echtes Ich? Albrecht Schuch spielt in „Pfau – Bin ich echt?“ Matthias, der vor diesem Problem steht. Die Kapitalismussatire startet jetzt in den Kinos.

Matthias ist ein menschliches Chamäleon. Für ein entsprechendes Honorar wird er zu einem charmanten wie kompetenten Begleiter für ein Avantgarde-Konzert, zu einem Piloten und Vorzeigevater für den Berufetag in der Schule oder zu einem perfekten Sohn, der die Feier zum 60. Geburtstag eines Mäzens bereichert. Matthias kann man sich über seine Agentur „My Companion“ mieten, und er verwandelt sich wunschgemäß in eine Partybegleitung oder ein vermeintliches Familienmitglied. Doch weil er faktisch jede Persönlichkeit annehmen kann, ist ihm unterdessen die eigene abhandengekommen. „Du bist einfach nicht mehr echt. Ich spür dich nicht mehr!“, hält ihm seine Lebensgefährtin Sophia (Julia Franz Richter, „Undine“, „Die Schattenjäger“) vor und lässt ihn in seiner durchdesignten, aber seelenlosen Luxusimmobilie allein zurück. Und von nun an geht’s bergab für diesen Mann ohne Eigenschaften. Albrecht Schuch („Funeral for a Dog“, „Im Westen nichts Neues“, Interview zu „Lieber Thomas“) spielt ihn als gleichermaßen bedauernswerten wie aalglatten Selbstoptimierer, und es ist eine wahre Freude, ihm dabei zuzuschauen. Schuch bewahrt seine Figur vor oberflächlichem Klamauk und gibt ihr jene Tiefe und Wahrhaftigkeit, die Matthias‘ Partnerin so sehr vermisst. Die darstellerische Perfektion des gesamten Ensembles tröstet dann auch gut darüber hinweg, dass „Pfau – Bin ich echt?“ weniger mit einem großen Handlungsbogen oder einer psychologischen Entwicklung aufzuwarten vermag, sondern sich vielmehr als sarkastisches, sketchartiges Stationendrama gestaltet. Abgesehen vom finalen Schlussakkord verzichtet der österreichische Drehbuchautor und Regisseur Bernhard Wenger in seinem originellen und bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig ausgezeichneten Langfilmdebüt auf einen zugespitzten und dramatischen Handlungsbogen. Die Settings sind meist versnobt und unterkühlt, die Szenen bis in kleinste Details durchdacht und punktgenau inszeniert. Der Humor dieser (Kapitalismus-)Satire ist zwar böse, allerdings längst nicht so bissig und schwarzhumorig wie etwa die Filme eines Ulrich Seidl. Das mindert den Spaß jedoch keineswegs und macht zudem neugierig auf Bernhard Wengers künftige Arbeiten.

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