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Philip Kerr: Die Hand Gottes

Scott Manson, Cheftrainer des fiktiven Fußballclubs London City, muss sein Team unmittelbar nach der WM in Brasilien in die nächste Saison führen. Zunächst setzt es eine Auftaktniederlage beim Aufsteiger Leicester City in der Premiere League, dann folgt das Champions-League-Qualifikationsspiel bei Panathinaikos Athen. Um es gleich vorneweg zu sagen: Das Spiel endet im Desaster. Nicht wegen der 1:4-Niederlage, sondern weil London-City-Spieler Bekim Develi unmittelbar nach seinem 1:0-Führungstreffer tot auf dem Platz zusammenbricht. Die griechischen Ermittler vermuten Mord, die Staatsanwaltschaft erwirkt einen unbefristeten Ausreisestop des gesamten London-City-Trosses. Viktor Sokolnikov, der ukrainische Milliardär und Eigner des Clubs, beauftragt Manson, selbst die Lösung des Falls anzugehen. Da wird eine Escortdame tot im Hafen von Piräus gefunden, die die Nacht vor dem Spiel in Develis Räumen verbracht hat. Die Lage wird immer verzwickter.
Philip Kerr, bekannt durch seine historischen Berlin-Krimis, hat mit „Die Hand Gottes“ bereits den zweiten Fußballkrimi um Trainer und Hobbydetektiv Scott Manson veröffentlicht. Wer einen starken Plot haben will, sollte nicht zu diesem Krimi greifen. Kerr packt viel Detailwissen um korrupte Fußballakademien in der Dritten Welt ins Buch, Homophobie unter Fußballern wird behandelt, und das kollabierende Wirtschaftssystem in Griechenland mit Auswirkungen bis in den geschlossenen Gerichtssaal (die Richter streiken) ist ständiges Hintergrundrauschen des Romans. Das ist gut für politisch interessierte Leser und Fußballanhänger, wer aber einen wirklich spannenden Whodunnit-Krimi lesen will, wird von Kerr entschieden zu langsam durch die Handlung geführt. Oder um es im Fußballsprech auszudrücken: Der Spielaufbau ist zu langsam, weil die ballverliebten Spieler das Leder ständig vertändeln. Sicher, manche mögen ein solches Spiel!

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