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„Das Berlin-Quartett“ von Pieke Biermann: Mann, ich krich’n Föhn!

Schuber mit vier Bänden: „Das Berlin-Quartett“ von Pieke Biermann

Berlin in den 80ern: Die Romane von Pieke Biermann sind Klassiker der deutschen Großstadt-Krimiliteratur.

Ringsum nur Osten und ’ne Mauer quer durch Mitte: Ende der 80er ist Westberlin noch die Chaoten-Oase mitten im realsozialistischen Niemandsland. Alles so schön bunt hier! Zampanos und Zuckerschnuten mischen das Siff- und Suffmilieu auf. Punks machen kaputt, was sie kaputt macht und Spontis sprühn die Wände voll. Wer jung ist, macht sich hier lässig und gibt sich larifari. Da muss der verpupste Mittelstands-Mief der Generation Schultheiß-Pils schon kieken, wo er bleibt. Nur die nölige Schnauze eint über alle Kiezgrenzen hinweg: na eben Berlin, wa? Dann kommt der Mauerfall, der die zweigeteilte Stadt zum Doppel-Whopper macht: noch mehr Geplapper und Behumse. Noch mehr Huren und Hampelmänner. Noch mehr Knalltüten, die irrlichternd scheitern.

Inmitten dieser Kakofonie hat Pieke Biermann ihr Berlin-Quartett geschrieben, deren vier Einzelbände zwischen 1987 und 1997 erschienen sind. Lange vergriffen sind die temporeichen Kriminalromane um Hauptkommissarin Karin Lietze nun aber Dank einer Komplett-Neuausgabe wieder da.

„Das Berlin-Quartett“ von Pieke Biermann: Romane der Wendejahre müssen heute anstrengend und fordernd sein, wenn sie den Zeitgeist und den schnoddrigen Szenesprech widerspiegeln wollen.

Und ja: Es lohnt sich immer noch, sie zu lesen! Auch wenn – oder gerade weil – einem da so einiges vor den Latz geknallt wird. Romane der Wendejahre dürfen, nein, sie müssen heute anstrengend und fordernd sein, wenn sie den Zeitgeist und den schnoddrigen Szenesprech widerspiegeln wollen. Klar, Pieke Biermanns lässig inszeniertes Spiegelkabinett hat mit gut 30 Jahren Abstand ein paar Kratzer bekommen. Doch blitzen uns die schrillen Gestalten der damaligen Subkulturen immer noch aus allen Ecken entgegen. Und die Plots sind eh noch aktuell: Es geht um den ganzen Hassel mit Knete, Fremdenhass, Gewalt gegen Frauen, Pfusch mit Immobilien … Da Pieke Biermann als Frontfrau der Hurenbewegung nah an der Bordsteinkante ist und liebevoll auf all die zerrupften Fantasievögel blickt, ist daraus eine einzigartige wie authentische Momentaufnahme geworden – und ein Klassiker der deutschen Großstadt-Krimiliteratur.

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