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„Primadonna or Nothing“ im Kino: Alternativlose Arien

Der Dokumentarfilm „Primadonna or Nothing“ läuft in den Kinos.
Der Dokumentarfilm „Primadonna or Nothing“ läuft in den Kinos. (Foto: © Camino Filmverleih GmbH 2025)

Mit dem Dokumentarfilm „Primadonna or Nothing“ zeigt uns Juliane Sauter den steinigen Weg dreier Opernsängerinnen. Der Film läuft jetzt im Kino.

Wenn Rezensent Falk Schreiber auch nicht mit allem einverstanden ist, was der Dokumentarfilm „Primadonna or Nothing“ uns sagt, so honoriert er doch das Aufzeigen der Bedingungslosigkeit, der die drei porträtierten Opernsängerinnen ausgesetzt sind – der sie sich aber auch freiwillig aussetzen.

„Primadonna oder gar nichts“: seltsamer Titel. Weil der Titel nämlich das veraltete Bild der Opernsängerin zeichnet, die nur an der Spitze glänzen kann. Was wenig mit der Realität im Musiktheater zu tun hat. Die Realität nämlich beschreibt Mezzosopranistin Valerie Eickhoff, wenn sie sagt, dass sie im Grunde austauschbar wäre: „Was ich hier mache, haben vor mir schon tausend andere gemacht, das ist vielleicht gar nicht so relevant.“ Um dann einzuschränken: „Aber für mich ist es relevant.“ Und das ist dann eben das, worum es bei Kunst geht: dass es für die einzelne Person keine Alternative gibt, das zu tun, was sie tut. Primadonna muss man dafür nicht sein. Juliane Sauter nähert sich in ihrem Dokumerfilm drei Opernsängerinnen: der 2023 verstorbenen Renata Scotto, die ab den 1960ern zu den weltweit bekanntesten Sopranistinnen zählte, der aktuell extrem erfolgreichen Angel Blue und eben Eickhoff, die sich gerade auf einen wichtigen Wettbewerb vorbereitet. Einer, die einst ein Star war, einem Star von heute und jemandem, der womöglich in der Zukunft ein Star werden könnte. Die drei Künstlerinnen lassen Sauter nahe an sich ran, sprechen über Ängste, über Selbstzweifel, über Konkurrenz und Druck, über ihr Selbstverständnis als Sängerinnen. Worüber sie nicht sprechen, ist: Primadonnen. Das ist eine Fremdzuschreibung, die von Blue charmant auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird: „Ich liebe es, zu singen, aber was heute wirklich wichtig ist, ist, sich daran zu erinnern, dass das nicht alles ist.“ Im Klassikbusiness sind alle Drei aber dennoch gefangen, das ist die große Leerstelle des Films. Die Schattenseiten dieses Business, der allgegenwärtige Rassismus (über den die POC Blue sicher etwas hätte sagen können) oder die Heteronormativität (die im krassen Gegensatz zur hier durchaus gezeigten campy Kunstform Oper steht), spart sie aus. Am Ende stellt sich mit Eickhoff auch der Nachwuchs dem Wettbewerb, sie wird eine Primadonna werden – womöglich ist der Filmtitel „Primadonna or Nothing“ doch nicht so seltsam wie gedacht.

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