„Pseudopoesie“ von Niels Frevert: Das Leben unterm Mikroskop
Ist „Pseudopoesie“ von Niels Frevert wirklich so pseudo, wie es vorgibt zu sein – oder ist das einfach der frevertsche Kosmos?
„So flatterhaft wie Flatterband“: Es gibt nur einen, der solche Zeilen singen kann und darf: Niels Frevert. Wie fasst man den eigentlich: Schlagersänger? Liedermacher? Traumwandler? Eins ist er sicher nicht: Pseudo. „Halb Vorstadtpunk, halb Goth – und wenn man ganz genau hinschaut, sieht man das heute noch“, reflektiert er sich in „Ende 17“ herzerweichend selbst. Auf „Pseudopoesie“ legt Frevert wieder das ganz gemeine Leben in zehn Songs unters Mikroskop, er sucht und findet die Schönheit irgendwo zwischen Waschbeckenrand und klapperndem Geschirr, um sie ganz fein in mittelgroßem Pop zu verpacken.
So reibt man sich die Augen wie nach einem langen Winterschlaf und begibt sich allzu gern in den Frevertschen Kosmos, in dem eigentlich nichts und doch alles passiert. Und noch mal zurück zu „Ende 17“ und dem vor Erinnerungen flirrenden Spaziergang durch ein längst vergangenes St. Pauli Nord: „Früher war ich für alles zu jung“, konstatiert Frevert da im letzten Song. Mit den letzten Zuckungen der wabernden Synthieklänge träumt man sich raus aus dem Album und denkt: Frevert, der alte Pseudo-Romantiker, hat es wieder einmal geschafft!