„Rave on“ im Kino: Aaron Altaras im berghainesken Niemandsland

Jetzt im Kino: Der Technofilm „Rave on“ von Viktor Jakovleski und Nikias Chryssos mit Aaron Altaras in der Hauptrolle ist totzt manchem Klischees die gelungene Darstellung eines toten Traums.
Kosmo (Aaron Altaras, „Unorthodox“, „Die Zweiflers“) ist am Ende. Der Techno-DJ und Selfmade-Produzent, vor Jahren mit seinem Partner Klaus als neuer heißer Scheiß gefeiert, ist mittlerweile menschlich wie künstlerisch ausgebrannt. Einer fixen Hoffnung folgend, will er seine letzte, die Win-or-die-Platte, seinem Idol Troy Porter im Backstage eines 24-Stunden-Clubs überreichen. „Rave on“ kann im Kino gesehen werden.
In „Rave On“ schicken Regisseure Nikias Chryssos („Der Bunker“) und Viktor Jakovleski ihren Kosmo auf eine Läuterungs-Odyssee. Er ist ein Romantiker, der im Laufe seiner Antiheldenreise von allerlei realen und eingebildeten Heimsuchungen (toll: Clemens Schick, „Die Ermittlung“, als Geist, den niemand rief) eingehämmert bekommt, dass die Art von Musik, der er sein Leben verschrieben und die seinen engsten Freund ebenjenes gekostet hat, nichts mehr zählt. Vinyl ist tot. Techno, jedenfalls der intelligente, genauso. Es bleiben Clips, Klicks, Drops. Und Highs. Jede Menge Highs.
So bedeutet es eine fast physische Anstrengung, dem immer hilfloser zugedröhnten Kosmo durch das berghaineske Niemandsland hinterherzustolpern – wo die Party ewig dauert, wo es, frei nach Ringelnatz, „von Opium und Kokain dampft“, „jede Stufe der Unzucht durchmessen“ wird, Zeit sich auflöst. Absurd schwafelnd ziehen Figuren vorbei oder Kosmo durch sie hindurch: ein besorgter Türsteher, sein alter Dozent, der ihn zum Genie aufbauen wollte, Freundschaften, die stets nur so innig sind wie die nächste Line lang. Dabei tut sich die Kamera mitunter schwer, Rausch in wirklich neuen Bildern zu erzählen. Die Dutch Angles, Schattenspiele und verschwitzten Close-ups haben, wenngleich wirksam, oft etwas Klischiertes – „Climax“ (2018) oder „Fear and Loathing in Las Vegas“ (1998) trauten sich schon anderes. Was „Rave On“ hat und was den Film in die Reihe anderer Szenefilm stellt, ist allerdings seine gekonnte Darstellung eines toten Traums, der beliebigen Räusche und der ewig in eine diffuse Zukunft verbannten Heilsversprechen.