„Resonanzen“ von Johanna Summer
Die Pianistin Johanna Summer ist auf ihrem neuen Album „Resonanzen“ nicht mehr so verbissen wie zuvor – und das tut ihr gut.
Ein bemerkenswerter kreativer Prozess, der belegt, dass verbissene Konzentration auf das Werk nicht alles ist: Die Pianistin Johanna Summer wollte auf Biegen und Brechen an ihren vor gut zwei Jahren veröffentlichten Debüterfolg mit Robert Schumanns „Kinderszenen“ anknüpfen. Also ging sie erneut ins Studio, arbeitete sich an Bach, Ligeti, Ravel, Skrjabin, Tschaikowski und Beethoven ab – und war unzufrieden: zu steril, zu professionell, zu wenig Emotion, zu viel Kopfarbeit. Freie Bearbeitungen der ausgewählten Werke sollten es werden, und die brauchen Luft zum Atmen, brauchen Ohren, die zuhören. Also eine zweite Session, dieses Mal in der Berliner Ölberg-Kirche, mit kleinem Publikum. Und siehe da: Die Improvisationen rund um die Originalwerke liefen der Endzwanzigerin aus den Fingern wie Wachs. Sinnfällig im doppelten Sinn ist also der Albumtitel: Resonanzen der Studiosession sind zu hören, aber eben auch sehr persönliche, ausdrucksstarke Resonanzen der klassischen Werke, die den Aufnahmen zugrunde liegen.