Rocko Schamoni geht mit „Dorfpunks“-Fortsetzung auf Tour

Von Carsten Schrader // 15. Februar 2024

Portraitfoto Rocko Schamoni, der 2024 mit der „Dorfpunks“-Fortsetzung „Pudels Kern“ auf große Lesereise geht — (Foto: Dorle Bahlburg)

Wie es Roddy Dangerblood in Hamburg ergeht: Rocko Schamoni liest aus seinem neuen Roman „Pudels Kern“

Endlich erscheint am 15. April bei hanserblau die Fortsetzung von Dorfpunks“, und schon bei paar Tage zuvor startet Rocko Schamoni seine große Lesereise zu „Pudels Kern“.

Vor genau 20 Jahren hat Rocko Schamoni „Dorfpunks“ veröffentlicht. Der autobiografische, in der Ich-Perspektive verfasste Roman wurde ein Bestseller. Im April 2008 feierte das von Studio Braun inszenierte und auf dem Buch basierende Stück „Dorfpunks – Die Blüten der Gewalt“ am Schauspielhaus Hamburg Premiere. Eine Verfilmung von Lars Jessen wurde auf der 59. Berlinale gezeigt und kam im April 2009 in die Kinos.

„Dorfpunks“ setzt 1976 ein und begleitet den 12-jährigen Tobias Albrecht durch seine frühen Jugendjahre in dem fiktiven kleinen Ort Schmalenstedt, der für Lütjenburg in Schleswig-Holstein steht. Tobias muss sich mit den Lebensidealen seiner Lehrereltern und deren Vorstellungen von Anständigkeit rumschlagen. Nach einer verkorksten Schulkarriere erfüllt er den Wunsch seiner Mutter und absolviert die Berufsschulprüfung als Töpfer – einen Beruf, den er niemals ergreifen möchte. Tobias begehrt auf: Er schneidet seine Haare mit der Nagelschere kurz und brigt sie mit Bier in Form. Er trägt Bundeswehrstiefel, motzt sein Mofa auf und hört die Sex Pistols. Tobias ist ein SH-Punk, er erfindet die Person, die er sein will, und bis zu seinem 19. Lebensjahr nennt er sich Roddy Dangerblood.

Wie geht es mit „Pudels Kern“ weiter?

Die „Dorfpunks“ kommen in die Stadt: Vor zwanzig Jahren hat Rocko Schamoni die Geschichte eines Dorfpunks erzählt, der aus der Einöde ausbrechen muss. Es war seine Geschichte.
Doch was geschah eigentlich danach? In „Pudels Kern“ verrät Schamoni, was danach passiert und geht zurück zu seinen Anfängen: 1986 verlässt er Lütjenburg, um in der großen Stadt das Abenteuer zu suchen. Aus Roddy Dangerblood wird Rocko Schamoni, ein Künstler am Rande des Zentrums, umgeben von allem, was deutsche Gegenkultur bis heute prägt. St. Pauli ist der Ort der exzessiven Subkultur, und hier trifft er Bands wie Die Goldenen Zitronen und Einstürzende Neubauten, er gründet mit Schorsch Kamerun den Pudelclub, entdeckt die Hamburger Schule, und er wird Mitglied der legendären Humorvereinigung Studio Braun. „Pudels Kern“ blickt auf die Jahre zurück, in denen sich der Dorfpunk zum Künstlerentwickelt hat. Der Roman erzählt von extatischen Kellernächten, er zwängt sich in den kaputten Tourbus und ist bei der Unterzeichnung eines großen Plattenvertrages dabei. Zwischen Hoffnungen und Abstürzen ist „Pudels Kern“ das glühende Porträt des Künstlers als junger Mann. Für Fans der Musik, der Szene, der Zeit. Und ein Roman für ins Bürgertum hineingealterte Menschen, die sich mit Rocko Schamoni an ihre wilde Jugend und die gute alte Bundesrepublik erinnern wollen. Für immer Punk. Wie für Schamoni typisch ist „Pudels Kern“ eine Antihelden-Geschichte: sympathisch, wild, liebevoll.