„Das Buch der kostbarsten Substanz“ von Sara Gran
Mit „Das Buch der kostbarsten Substanz“ verlangt Sara Gran einem Pärchen bei der Suche nach einem magischen Buch so einiges ab.
Mit „Das Buch der kostbarsten Substanz“ zieht Sara Gran die Lesenden trotz einiger Längen und erwartbarer Wendungen bis zur letzten Seite in den Bann.
„Das Buch der kostbarsten Substanz“ von Sara Gran ist unser Krimitipp der Woche.
Bücher sind Hexenwerk. Sie beeinflussen Menschen, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben, oder sie entführen sie in andere Welten. Lily Albrecht ist eine Liebhaberin solchen Hexenwerks. Die ehemalige Autorin handelt mit Büchern und besitzt umfangreiches Fachwissen. Doch sie selbst fühlt sich als Mängelexemplar: Ihre Schriftstellerkarriere ist gescheitert, ihr geliebter Mann Abel gleitet in die Demenz ab, und sexuell läuft’s lange schon nicht mehr. Von einem Kollegen erfährt sie von der Existenz eines seltenen Druckwerks: Das Buch der kostbarsten Substanz, eine Handreichung zur Sexualmagie aus dem 17. Jahrhundert, die besondere Kräfte freisetzen soll.
Viel Geld lockt, und Lily nimmt zusammen mit ihrem Bekannten Lucas die Suche auf. Kein ungefährliches Unternehmen, da merkwürdige Todesfälle damit in Verbindung stehen. Lily gerät an Fälschungen und unvollständige Bücher, bis sich endlich ein brauchbares Exemplar findet. Normalerweise sollte man sich jetzt die Hände waschen, bevor die wertvollen Seiten berührt werden. Der Text verlangt jedoch explizit nach Körperflüssigkeiten, die ein Liebespaar auf fünf Siegel verreiben soll, während ein Zauberwort gesprochen wird. Da macht’s der Mix. Nur durch gemeinsame Anstrengungen werden die richtigen Sekrete erzeugt. Lily und Lucas brennen darauf, mit experimentellen Sex die Magie zu erfahren.
Beim letzten Siegel soll lustvoll Blut verspritzt werden …
Abrakadabra, beim ersten Siegel reicht ein wenig Schweiß – und tatsächlich: Erste vibrierende Visionen sind bemerkbar. Auch weiblichen Nektar und Ejakulat entlocken sie ihren Körpern durch entsprechende Aktionen, und schon fühlen sie als Reaktion ein kleines Erdbeben. Schwieriger wird es, die kostbarste Substanz zu ergießen. Lily hat Schwierigkeiten, ihre Lust bis zum Crescendo zu erheben, um einer Welle den Bann brechen zu lassen. Aber sie lässt sich sogar darauf ein, ungewohnt grob zur Sache zu gehen. Nur beim letzten Siegel soll lustvoll Blut verspritzt werden … Wer jetzt mit feuchten Fingern zu Werke geht, dem sei gesagt, dass es zur Macht von Büchern gehört, kalkulierbare Reize zu bedienen. So zieht Sara Gran trotz einiger Längen und erwartbarer Wendungen die Lesenden bis zur letzten Seite in den Bann. Aber Vorsicht: Nur wenige Bücher vertragen zuviel Feuchtigkeit.
Hat es Sara Gran mit „Das Buch der kostbarsten Substanz“ auf unsere Liste der besten Krimis im Oktober 2023 geschafft?