„Sauna“ im Kino: Transfeindlichkeit in der LGTBQIA+-Szene
Regiedebütanten Mathias Broe bringt seinen ersten Film „Sauna“ in die Kinos. Er thematisisert Transfeindlichkeit in der LGTBQIA+-Szene.
Das sensiblen Beziehungsdrama „Sauna“ des dänischen Regiedebütanten Mathias Broe ist zugleich eine Pionierarbeit: Er thematisiert Transfeindlichkeit innerhalb der LGTBQIA+-Szene. „Sauna“ läuft ab dieser Woche im Kino.
In der nur kurz nach der deutschen Übersetzung erscheinenden Verfilmung von Mads Ananda Lodahls Debütroman „Sauna“ verliebt sich der schwule cis-Mann Johan (Magnus Juhl Andersen, „Carmen Curlers“) in den Transmann William (gespielt von der nonbinären Schauspielerin Nina Terese Rask, „Carmen Curlers“). Johan arbeitet in der Kopenhagener Schwulen-Sauna Adonis, ist von der schwulen Datingkultur aber eher abgestoßen und nahezu verzweifelt auf der Suche nach Geborgenheit. Vermeintlich bedingungslos stürzt er sich in die Beziehung mit William, sodass er selbst seine bisherige Wahlfamilie aufs Spiel setzt: Der Betreiber schmeißt William aus dem Adonis, denn ein trans Mann hat seiner Meinung nach in einer schwulen Sauna nichts zu suchen. Wiliam hingegen findet in der Trans- und Queer-Szene Geborgenheit, seine Clique ist der wichtigste Bezugspunkt während der Transition.
Der Debütfilm des dänischen Regisseurs Mathias Broe diskutiert mit der Diskriminierung innerhalb der LGTBQIA+-Szene ein bisher wenig beachtetes Thema und flankiert so die Diskussionen um die zuletzt nicht nur in den USA stark zunehmende Transfeindlichkeit. Zugleich zeichnet sein Film ein auch für Heterobeziehungen relevantes Bild von zwei Menschen, die, auf der Suche nach ihrer eigenen Identität, sich gegenseitig Halt zu geben versuchen. Die nicht endenden Kämpfe um gesellschaftliche Akzeptanz und die eigene Bedürftigkeit stehen diesem Unterfangen genauso im Wege wie die unterschiedlichen Lebensrealitäten, in denen sie sich bewegen. Mit vielen Close-ups zeigt Broe seine Protagonisten nahbar, gleichzeitig ist ein großer Verdienst des Films, dass er keine einfachen Identifikationsangebote macht, die Zerrissenheit und auch die mangelnde Empathie der Hauptfiguren ungeschönt aufdeckt. Und auch wenn „Sauna“ mit einem leicht überzeichneten Fokus auf Partys, Drogen und One-Night-Stands durchaus Szeneklischees reproduziert: Die ästhetische Bildsprache und vor allem die komplett unreinlichen Sexszenen machen das allemal wett und etablieren ein tiefenscharfes Beziehungsdrama.