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Simone Buchholz: Abschied vom Kiez

Simone Buchholz
(Foto: Gerald von Foris / Suhrkamp Verlag)

Wir freuen uns schon auf ihren neuen Krimi, der im März erscheint. Doch es wird für Simone Buchholz auch ein Neubeginn sein.

Simone Buchholz, nach Büchern wie „Hotel Cartagena“ und „Mexikoring“ erscheint im März mit „River Clyde“ der letzte Teil deiner Chastity-Riley-Reihe. Bleibst du St. Pauli treu, oder ist dir der Kiez für deine Krimis zu eng geworden?

Simone Buchholz: Es geht gar nicht so sehr darum, dass mir St. Pauli zu eng geworden wäre (ist es nicht!), ich bin aber keine besonders geduldige Frau, mir wird schnell langweilig. Aus zehn Bänden mit einer Figur und einem Setting dann immer nochmal was Neues rauszuholen, das mich bei der Stange hält, war also gar nicht so leicht. Insofern musste ich für den letzten Riley-Band mal ausbrechen – und sie auch. Wir hauen quasi beide für eine Weile nach Schottland ab. Was danach kommt, möchte ich noch nicht sagen, aber mit St. Pauli hat es nichts mehr zu tun.

Worauf freust du dich am meisten, wenn endlich mal die Masken im Müll landen?

Simone Buchholz: Ich möchte wieder Menschen in die Arme nehmen, vor allem meine Freund*innen, das fehlt mir. Aber auch die generellen Freiheitseinschränkungen belasten mich sehr. Freiheit ist mein Lebenselixier: Ich möchte reisen und von heute auf morgen irgendwohin aufbrechen dürfen. Und ich möchte wieder in Bars sitzen und ohne Angst Aerosole einatmen können.

Nimmst du etwas Positives aus der Zeit des ungewollten Stillstands mit in die in Zukunft?

Simone Buchholz: Nein. Die Pandemie hat zu viele Leben gekostet, als dass ich daran irgendwas gut finden könnte. Und die Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln stehen dem Kern des menschlichen Wesens so sehr entgegen, das ist furchtbar. Außerdem scheinen viele Menschen, die es sowieso schon schwerer haben als andere, von den politisch Verantwortlichen vergessen worden zu sein. Oder noch schlimmer: Sie waren ihnen egal. Das wird uns noch lange beschäftigen, das war überhaupt nicht gut.

Du appellierst, den Kriminalroman stilistisch zu hinterfragen. Hast Du für Dich schon einen Ansatz dazu gefunden?

Simone Buchholz: Mehr Freiheit im Erzählen, in der Struktur, in den Perspektiven, Stimmen und Zeitebenen. Dann kann sogar eine klassische Ermittler*innen-Story sehr aufregend und außergewöhnlich sein.

Krisenzeiten rütteln die Gesellschaft durch und bieten neuen Stoff für Krimiautor*innen. Worauf setzt Du zukünftig Deinen Schwerpunkt?

Simone Buchholz: Existentialismus.

River Clyde von Simone Buchholz erscheint am 7. März bei Suhrkamp.

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