„Soldaten des Lichts“: Veganer Reichsbürger bis in den Tod

„Soldaten des Lichts“ ist ein erschütternder Dokumentarfilm, ein Blick hinter die Fassade der Reichsbürger und iher ausbeuterischen Methoden.
Die Filmemacher Julian Vogel („Einzeltäter“-Trilogie“) und Johannes Büttner liefern mit „Soldaten des Lichts“ Bilder aus einer Szene, die man sonst ganz sicher nicht zu Gesicht bekäme. Sie verfolgen mit ihrer Kamera den kranken Timo, der an psychotischen Wahnvorstellungen leidet, in einem Rohkostrestaurant vom Reichsbürger David ausgebeutet wird und dabei zugrunde geht.
Bei dem Wort Reichsbürger denkt man an Dorfstammtische, umrundet von aufgedunsenen Pegida-Veteranen. Doch David, im Internet bekannt als Mr. Raw, bricht mit vielen Klischees: jung, athletisch, Schwarz, predigt der Influencer eine vegane und sündhaft teure Rohkosternährung, die selbst Krebs heilen soll. Aber der Weg zu Geistesheilung, zu faschistischen Verschwörungstheorien über Reptiloide und Adrenochrom ist nicht weit. In „Soldaten des Lichts“ fangen die Filmemacher Julian Vogel und Johannes Büttner David und sein Umfeld, das Königreich Deutschland, kommentarlos und anfänglich distanziert ein. Was in seiner Absurdität lächerlich sein könnte, verstört zunehmend, wenn der Blick auf die Opfer der Ideologie gelenkt wird. Allen voran Timo, der glaubt, seine psychotischen Wahnvorstellungen einer „Dunkelheit“ mithilfe von Davids Ernährungsprogramm heilen zu können und dafür zehn Stunden täglich unbezahlt in Davids Restaurant arbeitet. Sein körperlicher und geistiger Verfall wird zum roten Faden der Dokumentation, die methodisch die ausbeuterischen Mechanismen einer kultischen Bewegung offenlegt. Der Film liefert keine Antwort auf die Frage, wie der Radikalisierung beizukommen ist – stattdessen macht er auf schmerzhafte Weise sichtbar, wie sie Schritt für Schritt vonstatten geht.