Sprints: Wie ein Tritt ins Gesicht
Auf dem ersten Album bleiben Sprints dem explosiven Garagenpunk ihrer Konzerte treu – auch wenn ihre Gründungslegende nicht so ganz stimmt.
Karla, Jack, nach zwei EPs bringt ihr mit „Letter to Self“ nun euer Debütalbum heraus. Wie hat sich euer Sound in der kurzen Zeit seit der Gründung verändert?
Karla Chubb: Ich würde sagen, die Musik ist reifer geworden. Am Anfang ist es uns mehr darum gegangen, zu zeigen, wo wir politisch stehen und was wir über die Gesellschaft denken. Meine Lyrics sind mittlerweile autobiografischer und persönlicher, aber auch musikalisch haben wir es geschafft, diese Gefühle einzufangen, indem etwa die Nervosität in den Gitarren hörbar wird – das Album soll sich ein bisschen anfühlen wie eine Panikattacke, mit diesem Auf und Ab. Ein Ziel war auf jeden Fall, dass es die Energie unserer Liveshows einfängt.
Wie wichtig sind Konzerte für euch?
Jack Callan: Wir versuchen immer, bei den Aufnahmen so nah wie möglich an einem Auftritt zu sein. Natürlich kannst du diese Energie nicht wirklich übersetzen, aber wir sind alle zusammen im Raum, spielen gemeinsam und schauen uns gegenseitig an. Auftritte sind schon immer ein wichtiger Teil unserer Identität als Band gewesen. Am Anfang haben uns Konzerte von Bands, die wir mochten, stark geprägt – vor allem die, bei denen es sich anfühlt, als würdest du einen Tritt ins Gesicht abkriegen.
Ich habe sogar gelesen, dass ihr euch nach einem Konzert von Savages gegründet habt …
(beide lachen)
Chubb: Wir haben diese Geschichte einmal erzählt, und sie ist im Pressetext gelandet. Seitdem denken manche, wir hätten uns damals direkt im Moshpit angeschaut und gesagt: Du spielst Gitarre, ich spiele Bass, und wir starten eine Band! So ein biblisches Erleuchtungserlebnis war es nicht.
Callan: Es war schon ein wichtiger Gig, einer der ersten, bei dem wir alle gemeinsam waren. Und er hat uns die Richtung vorgegeben, in die wir gehen wollten.
Chubb: Für mich war es das erste Savages-Konzert. Ich kann mich erinnern, dass Jack im Vorfeld von ihnen gesprochen hat. Mich hat die Show umgehauen. Sie hat mir gezeigt: Auch Frauen können von der Bühne springen, und ich kann das auch!