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„Spuren“ im Ersten: Eine der besten True-Crime-Serien überhaupt

Die Krimiserie „Spuren“ läuft im Ersten und kann in der ARD-Mediathek gestreamt werden.
Die Krimiserie „Spuren“ läuft im Ersten und kann in der ARD-Mediathek gestreamt werden. (© SWR / Luis Zeno Kuhn)

Im Ersten und in der ARD-Mediathek startet mit „Spuren“ eine bemerkenswerte und sehr gute Krimiserie. Gewalt und Mord werden nicht gezeigt, ausschließlich die akribische Ermittlung steht im Zentrum des Vierteilers.

Obwohl auch in dieser Krimiserie Frauen ermordet werden, ist der Vierteiler doch so ganz anders als die üblichen Geschichten, in denen die Jagd nach den Mördern mit reißerischen Bildern, gewalttätigen Plots und und hanebüchenen Twists schmackhaft gemacht werden soll. Der Vierteiler „Spuren“, der so vieles anders macht, läuft jetzt in der ARD und kann in der ARD-Mediathek gestreamt werden.

Als im fiktiven baden-württembergischen Ort Buchingen Stefanie Berghoff als vermisst gemeldet wird und nicht viel später ihre Leiche gefunden wird, gründet Kriminaloberrätin Barbara Kramer aus Lauburg in Buchingen eine Sonderermittlungseinheit, um den Mörder der jungen Frau zu finden. Der Kollege Thomas Riedle aus Buchingen wird ihr zur Seite gestellt, gemeinsam führen sie eine vielköpfige Einheit an, die einerseits gegen die Uhr und gegen die Ressentiments der Bevölkerung ankämpft, andererseits ihre eigenen Animositäten innerhalb der Truppe verarbeiten muss, um effektiv sein zu können. Dabei zeigt schon der Titel der Serie „Spuren“, was im Mittelpunkt des Vierteilers steht: das finden von Spuren und Indizien zum Mord, und seien es noch so kleine, noch so unscheinbare Spuren. Was die Serie so gut macht und weit über andere Krimiserien heraushebt, ist nicht nur das Schauspiel der beiden im Mittelpunkt stehenden Barbara Kramer  und Thomas Riedle. Nina Kunzendorf („Furia“, „Das Haus der Träume“, „One for the Road“) spielt die Chefin der Sonderermittlungseinheit sensibel, aber konsequent in der Führung. Tilman Strauß („Limbo“, „Wir waren Könige“) als Ermittler ist mit seinen privaten Kontakten in jede Familie Buchingens im Grunde befangen, meistert diesen Spagat aber perfekt; Strauß bringt in seiner Rolle diesen Zwiespalt mit genau der richtigen Dosis zum Ausdruck. Ein Beispiel ist der Moment, in dem er den Ehemann der ermordeten Stefanie Berghoff  verhaften muss. Auch das restliche Team sowie die vielen Figuren der einheimischen Bevölkerung sind in ihrer lebensnahen Zeichnung zwar keine Reißer im Plot, aber so will die Serie ja auch auf keinen Fall sein. Was „Spuren“ ist: Ein Krimi, der die Arbeit der Ermittlung im Fokus hat, Telefonate, Vor-Ort-Recherche, Indizienbeurteilung wieder und wieder, DNA-Abgleiche, mühsame Datenbankabrufung, immer wiederkehrendes Umdrehen in einer Sackgasse – all das ist nicht langweilig, wenn es richtig inszeniert wurde. Und das ist Regisseur Stefan Krohmer absolut gelungen, der Drehbuch von Robert Hummel, Martina Mouchot verfilmte. Der Plot ist an das Buch „Soko Erle“ des ehemaligen Freiburger Polizeisprechers Walter Roth angelehnt, die Serie somit dem Genre True-Crime zugehörig. Dass und wie die Arbeit der Sonderermittlungseinheit doch noch zum Erfolg führt, obwohl sie nach über einem halben Jahr Ermittlungsarbeit schon kurz vor ihrer Auflösung steht; wie dieser Erfolg vom Zufall abhängt oder vom Umgehen von Gesetzen durch länderübergreifendes Ermitteln, sind nur wenige Aspekte von vielen weiteren, die den Fall so komplex machen. Realistisch ist er ja schon so zur Genüge.

 

 

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