Steffen Kopetzky: Risiko
Abenteuerroman, Kriegsroman, Liebesroman, Geheimdienstroman: Der neue 700-Seiter von Steffen Kopetzky ist alles auf einmal. Als der erste Weltkrieg beginnt, liegt Marinefunker Sebastian Stichnote mit dem deutschen Kriegsschiff Breslau im Mittelmeer. Nach der Beschießung der Küstenstadt Bône in Algerien flieht die Breslau gemeinsam mit der MSM Goeben vor der britischen Flotte in türkische Gewässer, wo das deutsche Kaiserreich beide Kriegsschiffe kurzerhand dem osmanischen Reich schenkt und so gleich mehrere Fliegen mit der diplomatischen Klappe schlägt. Jetzt erst beginnt Stichnotes eigentlich große Reise, denn er wird für eine diplomatische Mission angeworben: Deutschland will die islamischen Länder zu einem Dschihad gegen England, Frankreich und Russland bewegen. Eine große Expedition bis nach Afghanistan wird geplant und gestartet – Steffen Kopetzky muss wochenlang in Bibliotheken verbracht haben, um alle historischen Details zu recherchieren. Zurückgelassen hat er dabei den Staub der Historie. Geliefert hat er uns eine mörderisch frische Geschichte, extrem kurzweilig und ohne moralisches Pathos geschrieben mit ausgefeilten Charakteren bis in die Nebenfiguren. Wer als Kind Karl May mochte, wird diesen Roman lieben. Wer ihn hasste, sollte ihm unbedingt eine Chance geben, denn hier wird erstmals die Genese des politischen Dschihad literarisch verarbeitet; es gibt also historischen Nachhilfeunterricht mit Bedeutung für heute. Ein Nachhilfeunterricht allerdings, den man erst wieder weglegen kann, wenn man die letzte der über 700 Seiten gelesen hat.