Stephan Ludwig: Unter der Erde
Fehlende Suspense-Momente, mangelnde Authentizität: In seinem neuen Thriller „Unter der Erde“ verspielt Stephan Ludwig die Spannung, indem er zu frei mit der Geschichte seiner Figuren umgeht.
Den Schluss zuerst: Kurz nach dem Showdown fragt eine Überlebende den Protagonisten und Schrifsteller Elias Haack: „Deine Bücher. Sind die gut?“„Keine Ahnung. Woran erkennt man das?“ „Wenn man angefangen hat, will man dann weiterlesen?“ Diese Frage lässt sich für Stephan Ludwigs neuen Thriller „Unter der Erde“ leicht beantworten: Kaum. Das liegt besonders an der freigiebigen Informationsvergabe am Anfang. Ludwig lässt nahezu alle relevanten Figurendetails einfach in den Dialogen erzählen, anstatt diese anderen Szenen beizumengen.
Darunter leidet nicht nur die Authentizität der Gespräche, sondern auch die Bereitschaft, sich den mysteriösen Machenschaften einer Dorfgemeinschaft näher zu widmen. Für einen Thriller bietet „Unter der Erde“ darüber hinaus wenig Suspense-Momente, weil jegliche Wendungen einfach durch überraschende Ereignisse oder Geständnisse eintreten. Da hilft es auch wenig, dass Stephan Ludwig mit dem sonderbaren Pastor Geralf zumindest eine originelle Figur in dem 400-Seiter auftreten lässt. Schlussendlich werden sich wohl selbst Fans der Ludwig-Zorn-Reihe über die bemühte Coolness der Hauptfigur wundern, die in der letzten Szene ein „überraschtes Brummen“ von sich gibt. kü
Stephan Ludwig Unter der Erde
Scherz, 2020, 400 S., 14,99 Euro