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Steter Tropfen höhlt den Schein

Sparks A Steady Drip, Drip, Drip Promofoto
(Foto: Anna Webber)

In einer Karriere, die schon über 50 Jahre andauert, sind Sparks nie so recht im Scheinwerferlicht angekommen – mit Absicht.

Ron, das neue Album der Sparks trägt den Titel „A steady Drip, Drip Drip“ – euer mission statement?

Ron Mael: Auf eine gewisse Art und Weise schon, ja. Wir hatten eine seltsame Karriere, aber etwas ist dabei immer geblieben: die Stetigkeit unseres Arbeitsethos’ und das regelmäßige Veröffentlichen von Alben. Ich denke, diese Gleichmäßigkeit, der steady drip ist der Schlüssel dazu, dass wir das, was wir machen, so lange haben tun können.

In „Pacific Standard Time“ heißt es dagegen „Our inconsistency is our consistency“. Lässt sich das auch auf die Band als Ganzes übertragen?

Mael: Ja, und ich sehe da auch keinen Widerspruch. Eine Sache, die immer für uns galt, war Unstetheit – hoffentlich nicht, was die Qualität anbelangt, sondern insofern, als dass wir nie erwartbar geworden sind. Wer uns über die Jahre verfolgt hat, weiß vermutlich nicht so recht, was wir als nächstes machen – und wir ja auch nicht.

Für mich klingt „A steady Drip, Drip, Drip“ sehr modern, aber zugleich ist es ein quintessenzielles Sparks-Album. Was war bei dieser Platte neu für euch?

Mael: Wir hatten zuletzt sehr viel an dem Film-Musical „Annette“ gearbeitet, für das wir die Musik und das Drehbuch geschrieben haben. Nachdem wir so viel Zeit mit der Arbeit an einem zusammenhängenden Narrativ verbracht haben, hatten wir große Lust, wieder mit der Begrenzung von drei- oder vierminütigen Songs zu arbeiten. Ich glaube, man merkt den Songs an, dass wir mit einem frischen Blick an sie herangetreten sind. Wir lieben die Grenzen, die die konventionelle Form des Popsongs uns setzt, ebenso wie die Freiheit, diese Grenzen zu erweitern.

Popkultur taucht auch in euren Texten immer wieder auf: ihre Klischees, aber auch die Legenden, die sie produziert, von Albert Einstein bis hin zu Charlie Parker. Was fasziniert euch am Pop?

Mael: Ich habe mich schon immer zur Popkultur hingezogen gefühlt – zum einen schon, weil ich mit Popmusik aufgewachsen bin. Ich bin ein Fan von Popkultur. Wo aber andere vielleicht eher mit allgemeingültigen Gefühlen und Bildern arbeiten, gefällt mir Spezifisches: bestimmte Filmstars oder Autos zum Beispiel. Eigentlich alles, was nicht generisch ist. Das versuche ich auch mit meinen Texten: etwas, was schon oft gesagt worden ist, auf eine andere Art und Weise auszudrücken, die es so noch nicht gegeben hat.

Wie fühlt es sich für euch als Musiker an, als Sparks Teil der Popkultur zu sein? Ruhm ist ja ein wiederkehrendes Thema bei euch, auch auf „A steady Drip, Drip, Drip“, mit Songs wie „One for the Ages“.

Mael: Russell ist extrovertierter als ich, ich stehe dem Scheinwerferlicht zwiespältiger gegenüber. In der Popmusik gibt es viel Bravado, viel Macho-Getue – da wird ein überlebensgroßes Image aufgebaut. Es gefällt mir, das mit Songs wie „Self-effacing“ umzudrehen und damit anzugeben, wie bescheiden wir sind. Das Posieren vieler Bands hat uns ja auch angezogen, aber dieser Gestus hat sich für uns nie richtig angefühlt.

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