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„Center Stage“ von Steve Gadd: Gadd drauf, Groove drin

Steve Gadd am Schlagzeug sitzend
(Foto: Lena Semmelroggen)

Wenn Schlagzeuger Steve Gadd seine Jugendfreunde mit „Center Stage“ zu einer Session einlädt, lässt sich das Ergebnis nur mit einem legendären Zitat der Filmgeschichte beschreiben.

Steve Gadd veröffentlicht das neue Album „Center Stage“ – und dazu hat er viele Freunde eingeladen. Mach’s bloß nicht zu kompliziert, und sieh zu, dass du Spaß hast! Das sagt der Mann, der mit seinem rollenden Beat einst Paul Simons Schlussmachnummer „50 Ways to leave your Lover“ veredelt hat: Steve Gadd. Von Steely Dan bis Michel Petrucciani – überall dort, wo genreunabhängig gute Musik zu hören war, hat der Drummer aus Rochester, New York sie noch mindestens einen Schlag besser gemacht. Was für die meisten seines Fachs eine Gratwanderung sein mag, scheint für Gadd eine einzige große Komfortzone zu sein. Zwischen Blues, Jazz und Pop gibt’s da keine Grenzen, und so vielen Großen aller Sparten hat der Mann am Drumset seinen Stempel aufgedrückt, dass in der Summe nur eine Plattitüde hilft: Wo Gadd draufsteht, ist Groove drin.

Jüngster Streich ist „Center Stage“, ein Album mit der Bigband des WDR. Die Aufnahmen markieren das Wiedersehen eines Quartetts, das sich in Jugendtagen erstmals beim Newport Jazz Festival getroffen hat: Drummer Gadd, Saxofonist Ronnie Cuber, Bassmann Eddie Gomez und jener Michael Abene, der später jahrelang als Arrangeur in Diensten des Westdeutschen Rundfunks gearbeitet hat. Das Wiedersehen sollte eine echte Spaßnummer werden, bloß nichts Vertracktes und Verkopftes. Also: her mit Rhythm’n’Blues-Klassikern, rein ins große Kleid mit viel Gebläse, aber immer schön tight zum Hüftenschütteln! Wichtiger Gast auf der „Center Stage“: Simon Oslender. Der kennt die WDR-Bigband mittlerweile wie das Innere seiner Hosentasche, darf pfundweise in die Hammondtasten langen und die Gadd-Gang bis zum Exzess befeuern. Ja, zwischendurch leistet sich die Band zu Durchatmen auch mal eine Ballade („Che ore so“), doch schon gleich danach setzt sie dem großen Buddy Miles mit „Them changes“ ein krachendes Denkmal. „Center Stage“ ist der perfekte Soundtrack für eine relaxte Autofahrt, zu der vielleicht dieser ikonische Filmsatz am ehesten passt: Es sind 106 Meilen bis Chicago, wir haben genug Benzin im Tank, ein halbes Päckchen Zigaretten, es ist dunkel und wir tragen Sonnenbrillen!

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