„Supermarkt“ von José Falero
In „Supermarkt“ betrachtet José Falero die brasilianische Unterwelt durch die Brille seines marxistischen Drogenbarons.
Mit „Supermarkt“ lässt sich José Falero auf ein absurdes Gedankenspiel ein: Kann ein faires Drogenkartell funktionieren?
„Supermarkt“ von José Falero ist unser Krimitipp der Woche.
Im Schatten der noblen Hochhäuser liegen die Favelas von Porto Alegre. Ein Ort, an dem sich die Armut mit jedem neugeborenen Kind reproduziert, am helllichten Tag Schüsse fallen und Männer ihren 9-mm-Pistolen Kosenamen geben. Die Leistungsgesellschaft ist hier eine Utopie, an die niemand mehr glaubt. Außer der Marx lesende „Supermarkt“-Mitarbeiter Pedro. Sein Plan: einen sozialistischen Drogenring gründen. Und in seinem handfesten Arbeitskollegen Marques findet er den perfekten Partner: Sie sind Bud Spencer und Terence Hill, Sherlock und Watson, Kopf und Kraft. Ihr Business wächst schnell, und kurz sieht es so aus, als können die zwei Discounter-Drogenbosse sogar für Frieden auf den Straßen sorgen. Wäre da nicht der unübersehbare Widerspruch eines fairen Drogenkartells: Geht mit Aufstieg zwangsläufig Skrupellosigkeit einher?
In erster Linie will José Falero mit seinem Roman unterhalten – und das gelingt. Bis zum Blockbuster-Showdown bleibt es spannend. Und die brasilianische Unterwelt durch die Brille eines marxistischen Drogenbarons zu betrachten, birgt eine politische Komik, die als Zugang zu Themen der sozialen Ungleichheit mindestens erfrischend ist.
Mit „Supermarkt“ hat es José Falero auf unsere Liste der besten Bücher im April 2024 geschafft.