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The Golden Dregs im Interview: Das Leben ist eine Baustelle

The Golden Dregs Pressefoto
(Foto: Charlie Fairbairn)

Ohne die Pandemie würde Benjamin Woods alias The Golden Dregs vielleicht noch immer in einer Bar arbeiten – aber dann wären seine Texte nicht so realistisch.

Benjamin, „On Grace and Dignity“ bietet ein Panorama deiner Heimat Cornwall. War es für dich auch eine persönliche Rückkehr an den Ort deiner Kindheit?

Benjamin Woods: Ich habe schon vor meiner Rückkehr nach Cornwall an mehreren Songs gearbeitet, obwohl es vor allem instrumentelle Stücke ohne Konzept waren. Texte hatte ich schon länger kaum mehr geschrieben, ich hatte eine Blockade. Dann bin ich zurück zu meinen Eltern gezogen, weil ich wegen Covid meinen Job in London verloren hatte und alles irgendwie gerade traurig fand. Während ich wieder in Cornwall war, habe ich auf einer Baustelle gearbeitet. Das hat mir die Motivation gegeben, zu schreiben, hat aber auch das beeinflusst, was ich geschrieben habe: Plötzlich waren Texte da.

Eine Baustelle ist ja eigentlich kein klassischer Arbeitsplatz für einen Singer/Songwriter.

Woods: Musik ist eine Echokammer, du hängst vor allem mit anderen Musiker:innen rum – was toll ist, aber es ist gut, auch andere Erfahrungen zu machen. In London habe ich mehr im Service gearbeitet, in Bars und so, da gibt es weniger zu erleben. Ich schätze, wenn du in der richtigen Bar arbeitest, kannst du über die interessanten Leute dort schreiben. Aber ich war nie in so einer Bar angestellt. (lacht)

Was hat dich an der Baustelle so inspiriert?

Woods: Sie hat mir eine verstörende Seite an Großbritannien gezeigt. Insbesondere Cornwall: Es ist ein extrem beliebtes Ziel für Tourist:innen, viele haben dort einen Zweitwohnsitz. Aber die Leute, die dort geboren sind, können sich kein Haus leisten, können nicht mal mieten, weil alle Wohnungen Airbnbs sind. Deshalb werden mehr Sozialwohnungen gebaut – aber die Qualität ist scheiße.

Hast du Erfahrungen auf dem Bau?

Woods: (lacht) Ich habe es schon oft gemacht, aber ich bin eine Katastrophe. Obwohl mir diese Art von Arbeit eigentlich Spaß macht, bin ich nicht dafür gemacht. Ich bin sehr glücklich darüber, dass es mit The Golden Dregs gerade gut läuft. Trotzdem habe ich auch furchtbare Angst davor, zu schreiben, weil ich schreiben muss. Es gibt viele großartige Bands, die mit interessanten Alben anfangen, aber plötzlich nichts mehr zu sagen haben. Daran merkst du, dass ihre Karriere anzieht. Die schreiben dann einen Song darüber, wie es ist, im Tourbus zu sitzen. Wer soll sich denn davon angesprochen fühlen?

Du bist kein Fan vom Tourbus?

Woods: Doch, ich bin gerade das erste Mal im Tourbus unterwegs, und ich liebe es. Du kannst direkt nach der Show ins Bett gehen und bist nach dem Aufwachen bereit für den Tag.

Wie viele Tage seid ihr denn schon unterwegs?

Woods: Heute ist erst der dritte. Kann also sein, dass ich es am Ende der Tour hassen werde. (lacht)

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