„The Narrow Road to the Deep North“: Jacob Elordi spielt um sein Leben

Sky und Wow präsentieren eine wuchtige australische Dramaserie: „The Narrow Road to the Deep North“ mit Jacob Elordi, Ciarán Hinds und Odessa Young in den Hauptrollen startet jetzt.
Anfang des Jahres startete die Serie bereits in Australien und den USA, auch bei der diesjährigen Berlinale lief sie schon. Jetzt startet das an die Nieren gehende Kriegsdrama „The Narrow Road to the Deep North“ bei Sky und kann auf Wow gestreamt werden.
„The Narrow Road to the Deep North“ spielt in den Jahren des Zweiten Weltkrieges und danach sowie in den 1980ern. Immer im Zentrum der Handlung: der australische Chirurg und Oberstleutnant Dorrigo Evans (jung: Jacob Elordi, „Priscilla“, „Euphoria“; alt: Ciarán Hinds, „Belfast). Evans ist mit Ella (Olivia DeJonge, „Elvis“) verlobt, seiner späteren Frau, hat sich jetzt aber erst mal als Freiweilliger für die australische Armee gemeldet. Als er seinen Onkel Keith Mulvaney (Simon Baker, „Limbo“) besucht, lernt er dessen viel jüngere Frau Amy (Odessa Young, „The Order“) kennen, und beide beginnen heimlich eine leidenschaftliche Affäre. Doch schon bald wird Dorrigo eingezogen und damit sowohl von seiner Verlobten als auch seiner Geliebten getrennt.

Dann gerät er mit vielen anderen australischen Soldaten in japanische Kriegsgefangenschaft, und es beginnt ein über fünfjähriges Martyrium: Die Gefangenen müssen über Jahre eine 400 Kilometer lange Strecke zwischen Burma und Thailand für eine Eisenbahnlinie präparieren, die mitten durch den Dschungel führt. Malaria, offene Beinbrüche, Entzündungen sowie Unterernährung auf der einen Seite, unmenschliche Arbeitsleistung beim Loshauen von Steinen mit dem Pickel und dem Abtragen von Erde mit den Händen auf der anderen Seite sorgen dafür, dass ständig Tote zu beklagen sind. Schon bald sehen alle Soldaten in Dorrigo Evans den einzigen Retter, der als Arzt im Lager nicht arbeiten muss, sondern gegen Krankheiten ankämpft und Verletzungen so liebevoll zärtlich und gründlich behandelt, wie unter diesen Umständen nur möglich. Jacob Elordi als Dorrigo Evans zwischen tiefster Verzweiflung im Lager als Arzt und in Flashbacks als leidenschaftlicher Liebhaber liefert eine Meisterleistung ab. Regisseur Justin Kurzel („The Order“, „Macbeth“) hat Richard Flanagans Roman „Der schmale Pfad ins Hinterland“ verfilmt, in dem Flanagan die Kriegserlebnisse seines Vaters einarbeitete, Shaun Grant hat das Drehbuch geschrieben.

Beide scheuen die brutalen Kontraste nicht, so dass bei dieser Serie im Gegensatz zu vielen anderen Fällen durchaus eine Triggerwarnung sinnvoll sein kann. In dem fünfteiligen Drama werden in einem Moment Sexszenen mit aller Zärtlichkeit und Intensität gezeigt, und fünf Minuten sowie einen Zeitsprung später muss Dorrigo Evans entzündete Haut und Fleisch von einem Schenkel abschaben oder ein Bein mit einer Säge amputieren. Bei keiner der ärztlichen Versorgungen schaut die Kamera zur Seite oder blendet ab. Die Folgen dieser Erlebnisse – wir schauen ja nur zu – kann man in der Handlung sehen, die in den 1980er Jahren spielt. Dorrigo Evans, der in den 1940er in Wachträumen seine Geliebte vor Augen hat und nicht seine Frau, betrügt letztere (jetzt gespielt von Heather Mitchell, „Upright“) schon wieder oder immer noch – was nicht weiter erwähnenswert wäre, aber die Geliebte in den 1980ern macht Schluss mit ihm, weil sie nie den seelischen Panzer des verschlossenen Dorrigo knacken kann. Seine Frau Ella hingegen hat sich mehr oder weniger in der Ehe arrangiert, weiß um die Affären ihres Mannes und macht ihn darauf aufmerksam, wenn der betrogene Ehemann der Geliebten sozial gefährlich werden könnte. Dorrigo Evans, der noch immer operiert wie im Krieg – auf Risiko und erfolgreich – hat sich komplett unter Kontrolle und sein Leben im Griff und wird als Arzt auch im Alter gefeiert. Glücklich aber scheint der zutiefst traumatisierte Mann nicht zu sein. Die Geschehnisse im Kriegsgefangenenlager Japans aus dem Roman und der Serie haben wirklich so stattgefunden sind inzwischen als Kriegsverbrechen verurteilt. Die Eisenbahnlinie zwischen Thailand und Burma wurde damals wirklich fertiggestellt.