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The National: I am easy to find

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Während die Band um Matt Berninger mit jedem Album erfolgreicher wird, diskutieren die alten Fans nur noch, welche der frühen Großtaten denn nun die Allerbeste gewesen ist. Beides könnte mit dem neuen Album „I am easy to find“ vorbei sein.

Ein bisschen langweilig waren die letzten Alben „Trouble will find me“ und „Sleep well Beast“ ja schon: Der Sound war etabliert, die Band um Sänger Matt Berninger klang immer routinierter, und auch wenn sie stets ein paar musikalische Parameter verschoben haben, fehlten einfach die Dringlichkeit und die wirklich großen Songs. Dann aber erreichte Berninger vor knapp zwei Jahren eine Mail von Mike Mills. Der Regisseur („Thumbsucker“, „Jahrhundertfrauen“) wollte unbedingt mit der Band arbeiten – und obwohl Mills nach eigenem Bekunden keinen Schimmer von Musik hat, haben sich The National ihm bedingungslos ausgeliefert: Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist nicht nur ein Kurzfilm mit Alicia Vikander in der Hauptrolle, sondern auch das achte Album der Band, für das Mills neben der Band als gleichberechtigter Produzent gelistet ist. Während der zuletzt federführende Multiinstrumentalist Aaron Dessner stets auf eine sensible Dramaturgie geachtet hat, setzt „I am easy to find“ auf Sprunghaftigkeit und erweitert die Band zum Kollektiv.

Dabei ist es durchaus nicht neu, dass The National auch mit Elektronik und verstärkt mit Streicherarrangements arbeiten, doch bringt die radikale Vielstimmigkeit eine spannende Neuverortung. Und die wie gehabt um Themen wie Entfremdung und Verlustängste kreisenden Texte von Berninger und dessen Frau Carin Besser profitieren von den zahlreichen Gastsängerinnen wie Kate Stables und der langjährigen Bowie-Mitstreiterin Gail Ann Dorsey, die oft auch deutlich mehr Raum einnehmen als Berninger selbst.

Natürlich gibt es bei 14 Songs, zwei Interludes und einer Spielzeit von 68 Minuten auch durchaus Stücke, die wegrutschen – doch plötzlich sind da eben auch wieder ganz große Momente, die das Anecken nicht scheuen und die Fahrbahnmitte verlassen: Im Verbund mit Lisa Hannigan und Sharon Van Etten wagt Berninger bei „The Pull of you“ einen emotionalen Ausbruch, den es in dieser Form seit „Alligator“ nicht gegeben hat. Wer meint, The National würden nie wieder einen Song auf dem Niveau von „Mistaken for Strangers“ schreiben, sollte sich „Rylan“ anhören. Und schließlich ist da dieses zackige Dreampop-Duett mit Eve Owen namens „Where is her Head“, bei dem Berninger zu einem extrem wichtigen Fazit gelangt: „And I will not come back the same“. cs

 

 

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