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The National

Mit den Wave-Trends ihrer Wahlheimat New York hat der düstere Indierock von The National nicht viel zu tun. Bassist Aaron Dessner erklärt, warum sie trotzdem die Szenemetropole erobert haben.

citymag: Aaron, wenn eine deutsche Band so hieße wie ihr, würde sie sich viel Kritik und falsche Freunde einhandeln.

Aaron Dessner: Für Amerikaner ist „national“ ein leeres Wort. Es beschreibt nicht wie in Europa ein Konzept, das Staatsbürgerschaft über Blut definiert. Klar, inzwischen sind wir sehr froh über den Namen, weil man ihn auch als ironisches Statement zu den schrecklichen Entwicklungen in unserem Land verstehen kann. Aber das Wort steht bei uns in keinem Zusammenhang mit Patriotismus. In Deutschland könnten wohl tatsächlich die falschen Leute auf uns aufmerksam werden – aber wenn die dann unsere Musik hören, dürfte sich das Problem von allein erledigen.

citymag: Ihr seid von Ohio nach New York gezogen. Ist die Szene dort wirklich so spannend, wie der Rest der Welt denkt?

Dessner: Unbedingt. Zugegeben, es gibt verdammt viele Bands, die Anzüge tragen und den Waverock von Interpol kopieren. Aber daneben passieren viele andere spannende Dinge. Es hat sich eine neue Folkszene entwickelt, und es gibt viele interessante Bands, die sich an den 60ern orientieren. Momentan ist es nur einfach so, dass Bands wie Radio 4 oder The Rapture eine größere Aufmerksamkeit in den Medien bekommen.

citymag: Mit diesen Bands habt ihr musikalisch aber nicht sehr viele Gemeinsamkeiten, oder?

Dessner: Gerade auf unserer neuen Platte gibt es sicherlich Momente, in denen man schon hört, dass wir aus New York kommen. Trotzdem möchte ich uns aber nicht mit diesen angesagten Bands vergleichen. Bei The National geht es mehr um Songs als um Sounds und Images. Ich sehe viel eher Parallelen zu Bands wie Wilco oder The Shins. Deswegen ist es gut, dass man In New York auch für Sachen offen ist, die nicht den aktuellen Trend bedienen. Wenn man erst mal das Wunder vollbracht und in dieser Stadt einen Übungsraum gefunden hat, ist es auch gar nicht mehr so schwierig, Aufmerksamkeit zu bekommen.

Interview: Carsten Schrader

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