„The New Look“: Als Kollaboration schwer in Mode war
Auf Apple TV+ kann jetzt die historische Dramaserie „The New Look“ gestreamt werden. In den Hauptrollen mit dabei: Ben Mendelsohn, Juliette Binoche, John Malkovich und Maisie Williams.
Die Serie „The New Look“ des Streamingportals Apple TV+ geht in die Vergangenheit und zeigt am Beispiel des Modedesigners Christian Dior und der Modedesignerin Coco Chanel, wie nahe Kollaboration und Widerstand im während des Zweiten Weltkriegs besetzten Frankreich beienander lagen und wie sehr Anspruch und Wirklichkeit auseinander liegen können. Konkret präsentiert die Serie Coco Chanel als Frau, die mit hochrangigen Nazis ein Verhältnis beginnt, die versucht, über deutsche Gesetze gegen Juden in den alleinigen Besitz ihrer Firma zu kommen, und für die Treue eine alleinige Sache des Nehmens ist. Die Serie wurde nach wahren Begebenheiten gedreht.
„The New Look“: Juliette Binoche brilliert ganz böse
Die neue Serie „The New Look“ auf Apple TV+ beginnt im Jahr 1955, als Coco Chanel nach Paris zurückkehrt und der Presse verkündet, sie müsse die Haute Corture vor den minderwertigen Kreationen Christian Diors retten, indem sie ihr Modehaus wieder öffne. Zur gleichen Zeit präsentiert Dior an der Sorbonne eine Zusammenstellung seiner Kreationen der letzten acht Jahre. Dann wird er im anschließenden Publikumsgespräch damit konfrontiert, dass Coco Chanel während der Besatzung durch die deutschen Nazis ihr Geschäft geschlossen habe, während er mit seinen Kreationen Geschäfte mit der deutschen Besatzung gemacht habe. Nach Diors Antwort, wonach man nach der zweiten Wahrheit hinter der ersten suchen müsse, blendet die Serie zurück in die Vergangenheit ins Jahr 1943. Hier nun zeigt „The New Look“ in den ersten drei von insgesamt zehn Folgen, wie der sensible Christian Dior (Ben Mendelsohn, „Catch the Killer“, „Cyrano“) sich mit seiner Schwester Catherine (Maisie Williams, „Two Weeks to live“, „Pistol“) arrangieren muss, die in der Resistance arbeitet und sehr gefährlich lebt. Dann wird Catherine in der Tat verhaftet und gefoltert, während ihr Bruder immer verzweifelter versucht, sie zu befreien. Eine große Stütze ist ihm dabei sein Chef Lucien Lelong (John Malkovich). Derweil verkauft Coco Chanel keine Mode mehr – sie liegt gleich mit den Nazis im Bett. Juliette Binoche spielt Coco Chanel, und man merkt, wie viel Spaß ihr diese Aufgabe gemacht hat. Verlogen und immer auf ihr eigenes Interess aus, versucht sie ihren Liebhaber Hans Günther von Dincklage, genannt Spatz und angeblich als deutscher Diplomat in Paris tätig, für sich zu manipuliern. Doch ehe sich Coco Chanel versieht, sitzt sie neben Heinrich Himmler im Luxusrestaurant. Himmler will die gesamte Haute Corture von Frankreich nach Deutschland holen und bittet sie um Rat. Das alles sind bestens recherchierte historische Tatsachen, ebenso wie der vergebliche Versuch Nazideutschlands, über Coco Chanels frühere Kontakte zum britischen Premier Winston Churchill mit England einen Separatfrieden zu vereinbaren. Juliette Binoche (gerade mit „Geliebte Köchin“ im Kino, „Der Gymnasiast“) brilliert, wenn sie Coco Chanels gespielte Unschuld mit ihren eiskalten Plänen und nicht enden wollenden Lügen kombiniert, es macht einfach Spaß, dabei zuzuschauen. Auch Ben Mendelsohn spielt den sensiblen, schwulen Christian Dior in seiner gar nicht naiven Unschuld so einfallsreich detailliert, dass man das Manko der Serie glatt vergisst: Die US-Produktion lässt die gesamte Belegschaft mitten in Frankreich für den internationalen Markt englisch reden – mit französichem Akzent, versteht sich. Nur die Deutschen bellen ihre Befehle auf Deutsch in die Welt, was nach vorhergehendem Parlieren auf Englisch reichlich seltsam anmutet.