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„Tanzplatz der Toten“ von Tony Hillerman

Buchcover „Tanzplatz der Toten“ von Tony Hillerman

Wer jetzt die Langzeit-Krimireihe von Tony Hillerman als Neuauflage entdeckt, beweist im gegenwärtigen Retrotrend besonders bei „Tanzplatz der Toten“ den richtigen Riecher.

„Tanzplatz der Toten“ von Tony Hillerman ist unser Krimitipp der Woche

In unsicheren Zeiten mit rasanten technischen wie gesellschaftlichen Umwälzungen mag die reflexhafte Rückbesinnung auf Werte der Vergangenheit opportun erscheinen. Zumindest literarisch gibt es sichere Pfade, auf denen man sich wunderbar erden kann. Wer jetzt die Langzeit-Krimireihe von Tony Hillerman (1925 – 2008) als Neuauflage entdeckt, beweist im gegenwärtigen Retrotrend den richtigen Riecher.

Denn anders als bei den bemühten Versuchen, allenthalben mit künstlich zeitversetztem Ermittlungspersonal die Jahrzehnte abzugrasen, begibt man sich mit Hillermans Navajo-Polizei auf eine authentische Zeitreise in die Prärie. Sogar auf zwei: Einmal in die Siebziger, in denen die ersten Bände erstmalig erschienen, und dann eben auch in die archaisch empfundene Gegenwart innerhalb der Navajo-Nation-Reservation im Nordosten Arizonas.

Hillerman missbraucht Traditionen und Kulthandlungen nicht als Dekoration, sondern nutzt sie als treibende Elemente des Plots

Dort reitet Lieutenant Joe Leaphorn im zweiten Teil der Serie auf Mokassin-Spurensuche durch die Canyons, um den vermissten George zu finden. Zusammen mit seinem Schulfreund Ernesto wollte dieser mit einem Totengeist Kontakt aufnehmen. Dazu stehlen sie Funde eines Archäologen und begehen damit einen fatalen Fehler … Anders als das FBI interessiert man sich da nicht nur für die indigene Mythologie, sondern schätzt, dass Hillerman die Traditionen und Kulthandlungen nicht als Dekoration missbraucht, sondern als treibende Elemente des Plots nutzt.

Seine Ethnokrimis haben eine treue indigene Leserschaft, die manch vereinfachte Darstellung zugunsten des Spannungsbogens verzeiht und Hillerman keineswegs der kulturellen Aneignung bezichtigt.

„Tanzplatz der Toten“ von Tony Hillerman ist unser Krimitipp der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Verschwiegen“ von Eva Björg Aegisdóttir vorgestellt.

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