„Blue Velvet“ auf Arte: David Lynchs hintergründiger Vorstadthorror
Der Student Jeffrey stößt in seiner verschlafenen Heimatstadt auf ein Nest aus Drogen, Gewalt und Sex – Lynchs surrealistischer Klassiker.
David Lynch, der für seine Seltsamkeit berüchtigte Regisseur, hat ein großes Thema: den Widerspruch zwischen den Versprechen, die Amerika seinen Bürger:innen macht, und der oft düsteren Realität. Neben Stephen King hat wohl sonst niemand so gekonnt typische Americana-Elemente mit unterschwelligem Horror kombiniert. Das Paradebeispiel dafür: „Blue Velvet“ von 1986. Gleich in der ersten Szene ist klar, wo die Reise hingeht: Die Kamera fährt unter die hübschen Vorgärten des Kleinstädtchens Lumberton und zeigt das wimmelnde Ungeziefer, das sich darunter verbirgt.
Student Jeffrey (Kyle MacLachlan) kehrt in den 50ern nach Lumberton zurück, um seinen Vater zu besuchen, der nach einem Herzanfall im Krankenhaus liegt. Dabei findet er ein abgeschnittenes Ohr auf einer Wiese. Doch bei der Polizei scheint Detective Williams seltsam desinteressiert an dem Fund. Williams’ Tochter Sandy (Jeffrey), die Jeffrey noch von früher kennt, verrät ihm, dass sie ein Gespräch belauscht hat, nach dem die Nachtklub-Sängerin Dorothy Vallens (Isabella Rossellini) mit dem Ohr zu tun haben soll. Neugierig geworden steigt Jeffrey in Dorothys Apartment ein, doch was er da erlebt, verändert ihn für immer: Der Gangster Frank Booth (Dennis Hopper) taucht auf und vergewaltigt Dorothy. Er hat ihren Mann entführt und ihm das Ohr abgeschnitten. Jeffrey wird immer tiefer in die Welt aus Drogen, Sex und Gewalt hineingezogen. Er beginnt eine Affäre mit Dorothy, doch Frank wird immer unberechenbarer …