Zum Inhalt springen

„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ auf 3sat

"In Zeiten des abnehmenden Lichts": Wilhelm Powileit (Bruno Ganz) sitzt im schicken Anzug auf einem Sessel, mit einem Getränk in der Hand.
Wilhelm Powileits (Bruno Ganz) 90. Geburtstag verläuft nicht nach Plan – was ist geschehen? (Bild: ZDF/Hannes Hubach)

Zum 90. Geburtstag des DDR-Funktionärs Wilhelm (Bruno Ganz) kommt die ganze Familie zusammen – und alte Geheimnisse kommen ans Licht.

Zu Opis 90. Geburtstag müssen alle mit – das ist auch bei Familie Powileit so. Nur einer tritt nicht zum Defilee an: Enkel Sascha hat gerade in den Westen rübergemacht. Wir befinden uns im Spätherbst 1989, die DDR liegt in den letzten Zügen, und zu den wenigen, die das nicht wahrhaben wollen, gehört der Jubilar: Wilhelm Powileit, hochdekoriertes SED-Mitglied und linientreuer Sozialist. Ihn spielt Bruno Ganz als starrsinnigen Familientyrannen, der immer kurz vor einem Zornesausbruch steht. So veranstaltet seine Familie einen Eiertanz, weil keiner derjenige sein will, der ihm sagt, dass Sascha Republikflucht begangen hat …

Man ahnt früh, dass das hysterisch-dysfunktionale Hin und Her, das bei den Powileits als Familienleben durchgeht, einen düsteren Urgrund hat – bis der vollständig enthüllt wird, inszeniert Matti Geschonnek den Buchpreis-Gewinner von Eugen Ruge (Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase, „Sommer vorm Balkon“) als absurde Tragikomödie. Bruno Ganz’ Patriarch ist ein tragischer Herrscher ohne Land, wie Shakespeares König Lear. Den hat Ganz in seiner langen Karriere noch nicht gespielt – und nun auf gewisse Weise doch noch.

Beitrag teilen: