INCorporating art fair Hamburg: Das steckt hinter der Kunstmesse
Die INCorporating Art Fair Hamburg (kurz INC) ist bunt, jung – und vor allem divers. Wer bei Kunst an alte Gemälde längst verstorbener Künstler denkt, wird hier überrascht – und das nicht nur von der Kunst an sich, sondern auch von den Ausstellenden. Wir waren vor Ort bei der Messe, die vom 5. bis 8. Mai in den Hallen 2 und 3 des Oberhafenquatiers stattfindet.
Gerade herrscht noch hektisches Treiben. Eine Künstlerin vermisst die Abstände zwischen den Nägeln, wo ihre Werke später hängen sollen, ein Künstler beklebt die weiße Hintergrundfläche mit bunte Punkten, damit seine Kunst noch mehr Raum einnimmt, noch ein anderer checkt die Stromverbindung, weshalb wir zwischendurch im Dunkeln stehen. Die Kunst nimmt hier mehr als nur einen Platz an der Wand ein. Sie steht auf einem Sockel erhöht im Raum, nähert sich dreidimensional oder wirft in Form eines Möbelstücks dem Besuchenden das eigene Spiegelbild entgegen. Die Kunst lebt, ob durch wellenförmig angeordnete Bandschlaufen, durch Fotografien, die aktuelle politische Kontroversen thematisieren, oder durch digital eingehauchtes Leben.
Ausbreitung und Immersion
Neben analoger Kunst in Form von Bildern und Skulpturen stellen die internationalen Künstler:innen auch digitale Kunst und NFTs aus. NFT bedeutet Non-Fugible Token und beschreibt einen Gegenstand – in diesem Fall einen Kunstgegenstand –, der einmalig ist in der digitalen Welt. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Gegenstand nicht analog existieren kann. Die Künstler:innen führen ihre digitale Kunst deshalb nicht nur digital, sondern auch analog vor.
So entstehen auf einem Bildschirm live vor unseren Augen Digital Paintings von Rebecca Bernau. Die Künstlerin, die selbst nicht anwesend sein kann, zeichnet dafür verschiedene Formen auf ihrem Tablet vor und fügt sie anschließend zu einem Menschen zusammen. Die Werke druckt sie später aus und erstellt so aus Digital Paintings analoge Kunstwerke. Ähnlich verfährt Michel Schneider, dessen Werke allerdings weitaus abstrakter daherkommen.
Umgekehrt wandeln andere Künstler:innen analoge Kunst in digitale um. So wird einer menschlichen Statue digital Leben eingehaucht, sodass sie sich auf dem Bildschirm bewegen und sogar hinsetzen kann. Als Virtual-Reality-Erlebnis übertragen andere Künstler:innen ganze Galerien in die virtuelle Welt, die später mithilfe von VR-Geräten besichtigt werden können.
Skulpturen aus aller Welt
Die INCorporating Art Fair zeigt Kunst, die die betrachtende Person förmlich einsaugt, die über die Leinwand, über die Figur hinausreicht, die Menschen fesselt, sich um sie herum ausbreitet und sie mitnimmt. Doch nicht nur digitale Kunst schafft diese Immersion und Ausbreitung. Veranstalter Raiko Schwalbe sagt selbst, Kunst, das sei nicht nur eine Leinwand mit abstrakten Zeichnungen. Kunst präsentiere sich in allen möglichen Formen.
Ob die Kunst nun digital lebendig wird oder sich wie bei Thomas Heinlein durch Punkte auf dem Hintergrund über die Leinwand hinausragt: Sie breitet sich im Raum aus. Deshalb nutzen andere Künstler:innen Schlaufen oder ein Maschendrahtgerüst, um dreidimensionale Kunst zu schaffen, oder sie kreieren Skulpturen.
Diese Art dreidimensionaler Kunst reicht von einem Beton-Kapuzenpullover (siehe Bildstrecke oben) über einen Stuhl bestehend aus Spiegeln bis zu Holzskulpturen, die an indigene Kulturen erinnern. Verantwortlich für letzteres ist Intertwined, ein Kunstkollektiv bestehend aus lateinamerikanischen und europäischen Künstler:innen. Die anwesenden Künstler:innen aus Chile, Argentinien und Italien präsentieren Statuen aus verschiedensten Materialien, aus Metal, Bronze, Stein und Holz. Diese Internationalität ist ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung.
INCorporating Art Fair Hamburg ganz divers
Neben der Kunst sind auch ihre Ersteller:innen sehr divers: 20 internationale Galerien und rund 80 internationale Künstler:innen stellen ihre Werke aus. Dabei ist das Ziel von Veranstalter Schwalbe, noch mehr Internationalität zu erreichen. Raiko Schwalbe organisiert seit 2014 zweimal jährlich die ARTMUC in München und seit letztem Herbst nun auch die INCorporating Art Fair in Hamburg.
Besonders stolz ist er auf die Repräsentation von Frauen bei der INC. Dort sind über 50 Prozent der teilnehmenden Künstler:innen weiblich, und die Jury besteht zu 100 Prozent aus Künstlerinnen und Kunsthistorikerinnen. Diese Jury achtet bei der Auswahl für die Ausstellung unter anderem darauf, wie sich die Bewerbenden künstlerisch über die Jahre entwickelt haben und ob sie mit ihren Werken etwas zu sagen haben.
GEDOK München & Hamburg
Viel zu sagen haben mitunter die Künstlerinnen der GEDOK München und GEDOK Hamburg, zwei Kunstvereine, die ihren Künstlerinnen Ausstellungsplätze bei der INCorporating Art Fair bieten. Die hier ausgestellte Kunst thematisiert mitunter politische Kontroversen und Gesellschaftskritik (siehe Bildstrecke unten). GEDOK steht dabei für „Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Kunstvereine aller Kunstgattungen“ und ist ein Zusammenschluss aus Künstlerinnen und Förder:innen.