Ulver: Flowers of Evil
Ulver führen ihren Synthpop-Exkurs weiter, doch fehlen „Flowers of Evil“ auf der zweiten Hälfte die großen Songs.
Ulver mögen ihre illustre Karriere mit Black Metal begonnen und dazu mit „Bergtatt“ gleich einen Meilenstein des Genres aufgenommen haben. Doch haben sie sich nie an einen Sound gekettet: Wie selbstverständlich folgten Neofolk, Postrock, Ambient, Neoklassik, Krautrock – und nun Synthpop. Allerdings führen Ulver mit „Flowers of Evil“ lediglich eine Wendung zu Ende, die sie mit „The Assassination of Julius Caesar“ bereits 2017 begonnen haben. Damals schienen die Möglichkeiten eines Synthpop-Entwurfs mit Post-Metal-Sensibilität noch groß.
Doch jenseits des grandiosen „Hour of the Wolf“ greift das norwegische Kollektiv auf „Flowers of Evil“ stattdessen mehr denn je auf tradierte Stilmittel und Dramaturgien zurück. Die Songs sind kürzer und formelhafter, und der Sound ist eine zu großen Teilen einheitliche 80er-Pastiche – entweder brütende oder schillernde Synthesizer, federnde Bässe, etwas zu fette Gitarren, dramatisches Klavier und hartnäckiges Schlagwerk. Das alles wäre kein Genickbruch, doch jenseits der – und das soll betont werden – absoluten Banger „Russian Doll“ und „Machine Guns and Peacock Feathers“ fehlen auf der zweiten Hälfte schlicht die guten Popsongs.