Ute Lemper: Rendezvous with Marlene
Ute Lemper wagt sich an die Songs der großen Marlene Dietrich heran. Das Material behandelt sie mit dem größten Respekt, trotzdem kommt ihre eigene Handschrift durch.
Die Kritiker überschlugen sich, als Ende der 1980er eine international unbekannte Musical-Eleven aus Münster in Paris das Publikum der dortigen „Cabaret“-Produktion betörte. Vergleiche mit Marlene Dietrich waren der jungen Ute Lemper so unangenehm, dass sie per Postkarte um Ablass bat bei der großen Diva. Beide telefonieren lange miteinander, tauschten sich aus, lernten einander kennen. Ein Schlüsselerlebnis, ohne das Lempers „Rendezvous with Marlene“ vermutlich nicht realisierbar gewesen wäre.
Technisch hat sich die Sängerin ausgiebig am Timbre der Dietrich bedient: immer etwas nuschelig mit viel gehauchtem Vibrato – blasiert, verletzlich, lakonisch. Für die Arrangements zeichnet Pianist Vana Gierig verantwortlich, der die fesche Lola ebensoweit fortzieht vom Original wie Lili Marleen. Jazznahe, detailverliebte Arrangements aus einem Guss sind das Ergebnis. Das mag historisch nicht unbedingt logisch sein, dient aber dem Gesamtbild. Ute Lemper macht sich nicht bemüht klein bei diesem Tribut an die große Legende, interpretiert das Material aber mit größtem Respekt. ron