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„Verlorene Sterne“ von Tommy Orange

Buchcover „Verlorene Sterne“ von Tommy Orange

Vertreibung statt Abenteuer, Unterdrückung statt Miteinander: Nach der Pulitzer-Nominierung für „Dort dort“ setzt Tommy Orange mit „Verlorene Sterne“ seine gänzlich unromantische Skizzierung der indigenen Welt fort.

„Verlorene Sterne“ von Tommy Orange ist unsere Buchempfehlung der Woche

Sechs Jahre hat sich Tommy Orange für den Kompagnon seines Debütromans „Dort dort“ Zeit gelassen, der ihn nicht nur durch die Pulitzer-Nominierung auf die großen Bühnen gespült hat. Die gänzlich unromantische Skizzierung der indigenen Welt, die mit Vertreibung statt Abenteuer, mit Unterdrückung statt Miteinander einhergeht, ist bis dato in der Literatur noch weitestgehend unberührt geblieben. An das bewusst offen gehaltene Ende des Erstlings knüpft Orange nun nahtlos an und liefert mit „Verlorene Sterne“ die Fortsetzung, die zugleich auch als Vorgeschichte fungiert.

Über drei Teile, die nacheinander Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft behandeln, wird die untrennbar zusammenhängende Geschichte von sieben Generationen der Star-Familie aufgemalt, die Opfer einer entmenschlichenden US-Politik gegenüber der indigenen Bevölkerung geworden sind. Zurück bleiben Schmerz, Sucht und eine ewige Suche nach dem Platz in einem Land, das mal das eigene gewesen ist. Orange gelingt es, diese jahrhundertelange Tortur durch die Augen von Betroffenen nicht nur inhaltlich nachzuzeichnen und zu verknüpfen, sondern durch das atemlose Wechseln zwischen Tempi und Perspektiven auch sprachlich einzufangen. Das erschwert den Lesefluss aufgrund der Vielzahl an Charakteren mitunter, macht den Roman durch das unverwässerte Abbild eines immer noch unterrepräsentierten Bevölkerungsteils aber unverzichtbar.

Mit „Verlorene Sterne“ hat es Tommy Orange auf unsere Liste der besten Bücher im Oktober 2024 geschafft.

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