Call it a Comeback? „Volver“ von Sofia Kourtesis

Mit ihrer neuen EP „Volver“ bespielt Sofia Kourtesis die ganze Klaviatur des Dancefloors – und wagt sich aus der Deckung.
„Volver“ – so der klangvolle Titel von Sofia Kourtesis’ neuer EP, der auf Spanisch etwa so viel bedeutet wie „zurückkommen“. Also: Let’s call it a Comeback? Immerhin ist „Madres“, das vielgelobte Debütalbum der in Peru geborenen und in Berlin ansässigen DJ und Produzentin, mittlerweile zwei Jahre alt. Trotzdem markieren die sechs neuen Songs der 39-Jährigen eher ein Weitermachen.
„Ich wollte mich nicht mehr hinter meinen MPCs verstecken, persönlicher werden, ein bisschen Corazón reinbringen: weniger Perfektion, mehr Herz“, so Kourtesis vor knapp einem Jahr, als wir sie zu ihrem Debütalbum gesprochen haben. Und an dieser Einstellung scheint sich auch bei ihrer jüngst veröffentlichten EP nichts geändert zu haben. Wollte Kourtesis mit ihrem Debütalbum also vor den Plattentellern hervortreten, begibt sie sich nun völlig aus der Deckung und verlässt zunehmend die bereits plattgetretenen Pfade des Berliner Housesounds. Und so finden neben einem Dancehit mit Daphni aka Caribou eben auch zunehmend schlenkerschlagende Produktionen mit südamerikanischer Folklore ihren Platz. Also doch ein Comeback – bloß zu ihren Wurzeln. Und es ist fantastisch.
„Volver“ von Sofia Kourtesis: Gewaltige Tracks
„Sofia schickte mir ein Demo dieses Tracks, an dem sie gearbeitet hatte, und es war sofort klar, dass es ein gewaltiger Track ist. Um es klarzustellen: alle guten Ideen in diesem Track stammen von Sofia, ich habe nur ein paar Drums hinzugefügt und das Arrangement aufgepeppt“, berichtet Dan Snaith alias Daphni von der Zusammenarbeit an „Unidos“, der gemeinsamen Vorabsingle der beiden Produzent:innen. „Gewaltig“ trifft es wohl sehr gut. Denn trotz all der Spielereien, die es sich mittlerweile unbemerkt in Kourtesis’ Sound eingenistet haben, ist ihr Housesound weiterhin getrieben von der rohen drückenden Energie, die Dancefloormusik nun einmal zum Überleben braucht. Und so beweist sie mit dem Song „Nitzan and Aminaa“ fast nebenbei, wie spielerisch sie die Paradedisziplin des House, einen Loop zu basteln, der den ganzen Abend trägt, immer noch beherrscht.
Dass die brodelnde Energie in Kourtesis’ Songs nie nur Pose, sondern schon immer Ausdruck von Empowerment und Widerstand gewesen ist, bestätigt die Wahlberlinerin auch mit „Volver“. So macht sich die in Peru geborenen DJ schon seit Jahren stark für die Rechte queerer Menschen und Frauen in ihrer Heimat. „Mit der ‚Volver‘-EP zolle ich der gesamten LGBT+- Gemeinschaft und all den erstaunlichen Trans-Frauen Tribut, die ich im Laufe der letzten Jahre kennenlernen durfte. Mit ihrem Mut und ihrer Existenz in einer Welt voller Hass und Gefahr finden sie trotzdem einen Weg, Licht in die verletzlichsten Gemeinschaften zu bringen, insbesondere in diejenigen, die hinter den Mauern der schrecklichen Korruption im lateinamerikanischen Sicherheits- und Gesundheitssystem leben“, so Kourtesis. In Verbindung mit ihrem einzigartigen Dancesound macht dies die 39-Jährige zu einem der spannendsten Artists, die die Elektrowelt gerade so zu bieten hat.