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Krankenstation Berghain: Sofia Kourtesis im Interview zu „Madres“

Dem Debütalbum der Houseproduzentin Sofia Kourtesis geht eine filmreife Geschichte voraus.
Dem Debütalbum der Houseproduzentin Sofia Kourtesis geht eine filmreife Geschichte voraus. (Foto: Dan Medhurst)

Wenn Sofia Kourtesis im Berghain auflegt, steht auch schonmal die halbe Charité in der Schlange. Hier die filmreife Geschichte zum Album.

Sofia, mit deinem Debütalbum „Madres“ schlägst du die Brücke zwischen Berliner Klubsound und den Klängen deiner Heimat Peru.

Sofia Kourtesis: Ich wollte mich nicht mehr hinter meinen MPCs verstecken, persönlicher werden, ein bisschen Corazón reinbringen: weniger Perfektion, mehr Herz. Natürlich ist mein Herz peruanisch – aber mein Motor ist Deutsch. Immerhin bin ich seit 20 Jahren in Deutschland.

In Peru setzt du dich für den Schutz queerer Menschen und für den Zugang zu sicheren Abtreibungen ein.

Kourtesis: Meine Tante ist die erste queere Kongressabgeordnete in Peru, und meine Mama und ich unterstützen sie sehr. Ich versuche, so gut es geht, meine Plattform als Musikerin zu nutzen, auch weil ich als Jugendliche in Peru selbst die Diskriminierung gegenüber queeren Menschen erfahren habe. Wir müssen auf die neue Generation setzen, für die Queersein zur Normalität wird und eine Abtreibung nicht mehr das Ende der Welt bedeutet.

„Wir müssen auf die neue Generation setzen, für die Queersein zur Normalität wird und eine Abtreibung nicht mehr das Ende der Welt bedeutet.“

Der Titel deines Albums verweist auf deine Mutter, die an einer Krebserkrankung gelitten hat, doch durch eine aufwendige OP gerettet wurde. Den Chirurgen hast du gewinnen können, indem du ihm einen gewidmeten Song auf deinem Album versprochen hast. Eine filmreife Geschichte.

Kourtesis: Es gibt weltweit nur drei Neurochirurgen für diesen Eingriff – und Dr. Peter Vajkoczy aus Berlin ist einer davon. Da Vajkoczys Arbeit so gefragt ist, habe ich über Instagram den Kontakt gesucht. Und gleich beim ersten persönlichen Gespräch war ich sprachlos: Der ist kein Mensch. Der ist ein freundliches UFO. So demütig, warmherzig und präzise.

Ihr dürftet heute mindestens Fans voneinander sein, oder?

Kourtesis: Ich liebe ihn. Tatsächlich waren wir auch schon zusammen im Klub.

Aber ohne weißen Kittel, hoffe ich.

Kourtesis: All black natürlich. Nach so vielen Wochen in seiner Welt wollte ich ihn mal mit in meine nehmen. Wir waren mit allen Assistenz- und Oberärzt:innen, die bei der OP dabei gewesen sind, bei einem Gig von mir im Berghain. Und meine Mutter meinte nur: Oh nein, den kannst du doch nicht mit ins Berghain nehmen! (lacht)

 

Foto: Dan Medhurst

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