„Von den fünf Schwestern, die auszogen, ihren Vater zu ermorden“
Männliche Gewalt, sexueller Missbrauch und Unterdrückung: In dem Racheroman von Melara Mvogdobo wagen fünf Schwestern einen Befreiungsschlag.
„Von den fünf Schwestern, die auszogen, ihren Vater zu ermorden“ von Melara Mvogdobo ist ein mitreißender Racheroman, der durch die Erzählungen der Protagonistinnen zugleich verspielt und schmerzvoll ist
„Von den fünf Schwestern, die auszogen, ihren Vater zu ermorden“ von Melara Mvogdobo ist unser Krimitipp der Woche. Er bekommt einen Schlag mit der alten russischen Bratpfanne auf den Hinterkopf, wird an einen Stuhl gefesselt und mit einem Skalpell kastriert. STOP: Sowas funktioniert nur in einem Dienstagabendkrimi. Die fünf Schwestern sind viel zu bedacht, um sich einer Blutfontäne sowie dem Risiko auszusetzen, bei einem sadistischen Mord an ihrem Vater erwischt zu werden.
Céleste, Sheshe, Lea, Marion und Séraphine wollen endlich jene Tat begehen, die Befreiung bringen und nicht mit einer Inhaftierung enden soll. Der mittlerweile 70-jährige Tyrann hat sie alle vergewaltigt und gedemütigt. Und sie mit Scham, Wut und Verzweiflung ihrem weiteren Dasein als Erwachsene überlassen. Immerhin hat das vier von ihnen aus Kamerun nach Europa geführt – doch ihre Rachegelüste sind nie versiegt.
Sollen sie den Dreckskerl in einem Fichtenschaumbad ertränken?
So reisen sie zu einem ungewöhnlichen Familientreffen in die alte Heimat, wo sie dem patriarchisch geprägtem Leben wiederbegegnen. Wie der Mord nun geschehen könnte, dazu entwickeln sie viele Fantasien – kreativ und mit viel Liebe zu Details. Vielleicht sollten sie den Dreckskerl im Fichtenschaumbad ertränken und dabei farblich abgestimmte Regenanzüge tragen? Doch einen der Pläne wirklich umzusetzen, ist schwieriger als gedacht …
Für Melara Mvogdobo war es ein langer und schwieriger Weg, bis ihr Roman endlich erscheinen konnte
Melara Mvogdobo hat einen mitreißenden Racheroman geschrieben, der durch die Erzählungen ihrer Protagonistinnen zugleich verspielt und schmerzvoll ist. Zwischen Plauderton und Selbstironie werden die unfassbaren Geschehnisse deutlich, die nicht mehr ertragen werden sollen, sondern zum Handeln zwingen. Kein Täter sollte sich in Sicherheit wähnen – er muss ja nicht immer gleich ermordet werden. Auch hier findet jede der Schwestern ihre Art, dem Vater deutlich ihre Verachtung spüren zu lassen. Die 1972 in Luzern geborene Afroschweizerin erzählt im Nachwort von dem schwierigen Weg, bis dieses Buch erscheinen konnte. Es zeigt: Man sollte auf die Utopie vorbereitet sein. So geben die Schwestern schon mal Anregungen, was sich eine Frau zur sexuellen Selbstbestimmung von einer Fee wünschen könnte …
„Von den fünf Schwestern, die auszogen, ihren Vater zu ermorden“ von Melara Mvogdobo ist unser Krimitipp der Woche. Zuletzt haben wir an dieser Stelle „Nicht ein Wort zu viel“ von Andreas Winkelmann vorgestellt.